Die Erkältung macht Jo seit gestern etwas weniger zu schaffen, dafür hat es Ma nun um so ärger. Diese plötzlichen Hustenanfälle…
Leider ist der erhoffte Sonnenaufgang dem Frühnebel zum Opfer gefallen.
Während wir uns von dem reichhaltigen Frühstücksbuffet bedienen, kommen wir mit Obar und James aus Israel ins Gespräch. Beide sind 23 Jahre jung und haben nach ihrem 3-jährigen Armeedienst noch etwas gearbeitet, um sich dann eine längere Reise leisten zu können. Sie lieben ihr Land und würden auch dafür sterben, aber dieser Krieg, der gerade herrscht, ist nicht ihr Krieg. Sie fühlen sich wie Flüchtlinge im eigenen Land. Ihre Dörfer wurden zum Kriegsgebiet erklärt. James musste seines innerhalb von 30 min. verlassen. Er konnte nur das mitnehmen, was er am Leibe trug. Obar ist es gleich ergangen. Die Kleidung, die beide tragen, kommen aus einer Kleiderstube bzw. sind Gaben von Freunden. Sie finden es schrecklich, sich in ihrem eigenen Land nur mit einer Pistole bewaffnet sicher zu fühlen.
Auch schon vor dem Krieg gab es fast täglich Alarme wegen tödlichen Auseinandersetzungen. Die Menschen konnten nie wirklich «entspannen» und sich sicher fühlen. Jederzeit konnte ein Alarm kommen, der einen in die Bunker zwang. Aber die Menschen haben gelernt, damit zu leben.
James arbeitete als Elektriker bei einem Stromversorger. Auf den Baustellen arbeiten auch immer muslimische und chinesische Gastarbeiter. Hier kommt es oftmals zu Auseinandersetzungen zwischen diesen Gruppen. Oder zu diesen «Terroranschlägen» mit fahrenden Trucks in wartende Menschen an Busstationen.
Beide sind innerlich sehr zerrissen. Zum Beispiel glauben sie niemanden aus der Politik. Solange sich Israel im Krieg befindet, sind die Israelis untereinander eine starke und eingeschworene Gemeinschaft, aber in Friedenszeiten gibt es untereinander viele Streitereien. Die jungen Menschen leben ständig auf der «Überholspur»; sie haben ständig Angst etwas zu verpassen. Alles muss immer jetzt und sofort sein. Gerade so, als gäbe es kein Morgen. Das spiegelt sich auch massiv im Strassenverkehr ab. Dort wird gegeneinander gefahren. Der eine ist dem anderen spinnefeind. Überhaupt sei das Leben in Israel sehr teuer und der Verdienst sehr gering. Man kommt kaum über die Runden. Das ist auch der Grund, warum Israelis Ferien in günstigeren Ländern machen und sich oftmals zusammentun, um Kosten zu sparen.
Beide zeichnen ein Bild, dass wir so noch nicht kannten. Über den tiefreligiösen Glauben trauen wir uns nicht zu sprechen. Es gibt einfach (zu)viele Spannungen auch innerhalb des kleinen Landes. Was jedoch beide auch betonen, ist, dass sie normalerweise gar keine solchen Gesprächen mit Nicht-Israelis führen könnten – zu sehr würden sie als «Bösewichte» abgestempelt, was normalerweise ein Gespräch gar nicht aufkommen lasse. Dies mag ein weiterer Grund sein, dass Israelis meist unter sich bleiben und immer grosse Gruppen bilden.
Als wir kurz vor Mittag losfahren, steht die Sonne hoch am blauen Himmel. Der Morgennebel hat sich im wahrsten Sinne des Wortes in Luft aufgelöst 🙂 Mit etwas mehr als 70 km fahren wir heute eine kurze Tagesetappe. So folgen wir einer Empfehlung unserer Gastgeber und besuchen noch die alte Tempelanlage der Ortschaft. Es ist ein sehr friedlicher Ort. Der Tempel ist im burmesischen Stil errichtet worden. Diese burmesische Architektur zeigt sich vor allem an den Verzierungen der Dächer.
Da wir keinen zeitlichen Druck haben schlängeln wir uns gemütlich über die Strassen. Wie schon gestern befahren wir auch heute den grossen breit gut ausgebauten Highway.
Der angedachte Kafi an einem Aussichtspunkt entfällt leider, da es nichts Gescheites gibt. Ausserdem schlagen die Erkältungsmedis auf Ma’s Magen. Sie sehnt sich nach Joghurt, um die Verdauung etwas zu beruhigen.
Nun ist es nicht mehr weit bis zu unserer Unterkunft in Mae Hong Son. An der Wärme spüren wir, dass wir nochmals ein paar hundert Höhenmeter hinab gefahren sind. Hier unten ist es spürbar wärmer. Unsere heutige Unterkunft kostet nur ein Drittel der letzten, dafür ist sie aber auch bei weitem nicht so schön. Ein ödes Zimmer ohne direktes Sonnenlicht und ohne richtiges Fenster. Naja, was soll’s. Für eine Nacht geht das wunderbar.
Als wir in die Stadt schlendern, sieht Ma an einem Stand ein paar Ohrhänger, die ihr sehr gefallen und auch gut stehen. Erst beim Anziehen merkt Ma, dass es doch nicht so einfach ist wie gedacht.
In einem Supermarkt finden wir auch das ersehnte Nature-Joghurt. JoMa schlabbern es gleich runter mit grossem Genuss auf einem Bänkchen am künstlichen See von Mae Hong Son.
Heute ist Ma an der Reihe einen Gingertee mit Zitrone zu trinken. Doch statt des erhofften Humpens gibt es nur eine schüchterne kleine Kaffeetasse im Coffee House mit Blick auf den kleinen See hier in der Stadt. Auf dem Heimweg ersteht sie dafür an einem Obststand einen Becher zuckersüsse kleine Erdbeeren. Wir können kaum glauben, dass es so süsse Erdbeeren überhaupt gibt!
Später zum Znacht ziehen wir nochmals von der Unterkunft los zu einem kleinen unscheinbaren Restaurant hier in der Nähe. Sämtliches Fleisch ist von der Speisekarte gestrichen – auch Huhn, meint der Wirt schon bevor wir überhaupt etwas bestellen können. Uns soll es recht sein. Wir essen Veggie. Bevor wir uns später zur Ruhe betten, drehen wir erst noch eine Runde um den kleinen See, an dem sich der Nachtmarkt entlangzieht. Da wir vom Essen kommen, lassen wir den Essens-Teil des Marktes aus.
Morgen früh würden wir gerne den Morgenmarkt besuchen. Doch der ist wie der Name es schon sagt am frühen Morgen…
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