Munduk, Luwak und Swastika

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Die Nacht war für Ma wegen Bauchweh und Durchfall nicht so, wie sie sein sollte. Statt zu schlafen, lag sie lange wach. Zum Zmorge bestellen wir daher auch nur die halbe Portion.

Murtika, unser lokaler Fahrer für den heutigen JoMa-Transport via Ubud nach Munduk, fährt überpünktlich in die Hofeinfahrt vor. Er weiss, dass es für ihn eine etwas grössere Fahrt wird. Schliesslich muss er den ganzen Weg auch wieder zurück… Murtika ist ein sehr angenehmer Fahrer; er fährt vorsichtig, aber bestimmt und erklärt uns immer wieder Interessantes über Bali und die Balinesen. Auf unsere Nachfrage, was denn hier ein Auto oder ein Motorroller kosten, meint er: Ein Auto so um 320 Mio. Rupien (ca. 19’500 USD) und ein Roller so um 20 Mio. Rupien (ca. 1’220 USD). Die Autos der Taxifahrer sind alle geleast.

Nach zwei Stunden stehen wir vor der Tür des DHL-Büros in Ubud – rechtzeitig vor der Mittagspause bzw. dem „prayer break“. Hier werden wir sehr kompetent von einer jungen Mitarbeiterin empfangen und beraten. Schnell sind die nötigen Formalitäten erledigt. Schon in 4 Tagen soll der aufgegebene Brief in Lausanne ankommen. Anhand des Tracking Codes können wir das alles auch direkt nachvollziehen.

Mühsam schlängeln wir uns durch das Verkehrs-Nadelöhr von Ubud. Eine Stunde ausserhalb von Ubud machen wir eine Kafipause. Murtika isst einen kleinen Happen und trinkt einen Tee dazu, während wir an einer kleinen Show-/Verkaufs-Kaffeeplantage einkehren.

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Eine Verkaufsangestellte führt uns kompetent durch den (Show-)Garten und erklärt uns die Unterschiede zwischen den beiden hier angebauten Kaffeesorten Arabica und Robusta. Auch der Weg von der Kaffeebohne zum fertigen Kaffee wird kurz demonstriert. Als Spezialität bieten sie hier insbesondere den Kopi Luwak an.

Kopi Luwak ist einer der teuersten und seltensten Kaffees der Welt. Seine Besonderheit liegt in der unkonventionellen Verarbeitung: Die Kaffeekirschen werden von Fleckenmusangs (Luwaks) gefressen, verdaut und später ausgeschieden. Während der Verdauung fermentieren die Bohnen, was den Säuregehalt reduziert und dem Kaffee ein einzigartig mildes, schokoladiges fast erdiges Aroma verleiht. Nach der Ausscheidung werden die Bohnen sorgfältig gereinigt, geröstet und gemahlen.

Fleckenmusangs (Paradoxurus hermaphroditus), auch Luwaks genannt, sind nachtaktive Schleichkatzen, die in Süd- und Südostasien heimisch sind. Sie haben ein auffälliges Fell mit dunklen Flecken und einen langen, buschigen Schwanz. Als Allesfresser ernähren sie sich von Früchten, Insekten und kleinen Tieren. Leider werden viele Luwaks in Käfigen gehalten und zwangsernährt, um die Kaffeeproduktion zu steigern, was zu Stress und Krankheiten führt. Im vergleichbaren Sinne kann man dies mit Legebatterien für Hühner vergleichen. In freier Wildbahn sind sie scheue, geschickte Kletterer und wichtige Samenverbreiter für viele Pflanzenarten. Ihr natürliches Verhalten und ihre ökologische Bedeutung machen sie zu faszinierenden Tieren, doch der Handel mit ihnen sollte aus ethischen Gründen kritisch hinterfragt werden.

 

Hier in dieser kleinen «Verkaufsplantage» liegen ein paar dieser bemitleidenswerten Luwaks schlafend in ihren Käfigen. Mit etwas Stolz in ihrer Stimme erzählt unsere Führerin, dass in der eigentlichen Kaffeeplantage über 100’000 dieser armen Tiere gehalten werden.

Weiter geht es mit der Degustation: Insgesamt werden uns 12 verschiedene Kaffee- und Teesorten kostenfrei zur Probe angeboten. Darunter sind auch solche Sorten wie Vanilla- oder Avocado-Coffee, sowie Rosella- oder Saffron-Tea. Viele der Inhalte der Degustationstassen sind leider stark gesüsst – so kommt der wirklich ursprüngliche Geschmack nicht immer gut zur Geltung. Jo gönnt sich eine Tasse des besonderen und doch auch bedenklichen Luwak Kaffee. Eigentlich dürften wir diese Art Kaffee gar nicht unterstützen… Doch der «Gwunder sticht uns». Der Kaffee schmeckt himmlisch! Wie oben beschrieben, mild, schokoladig-saftes, erdiges und ausgeprägtes Kaffeearoma.

Nach der Degustation erklären wir der Bedienung, dass wir in 2 Wochen wieder in Australien einreisen und dort keine organischen Lebensmittel einführen dürfen. Ihr anfängliches Lächeln geht immer mehr in einen nachdenklichen Gesichtszug über.

Weiter geht es die schmale, kurvenreiche Strasse bis auf gut 1’200 m.ü.M. hinauf, bevor wir auf 800 m.ü.M. in Munduk aus Murtikas Auto aussteigen.

Der heisse Ingwertee zur Begrüssung ist bei den kühleren Temperaturen eine warme Wohltat für uns beide. Wenn es so kalt wie Diheime wäre, müssten wir hier in dicken Wintersachen sitzen.

Plötzlich türmen sich dunkle schwere Regenwolken auf. Aha, jetzt kommt er also doch der Regen. Und wir dachten schon, dass wir in der Regenzeit ohne Regen davonkommen…

 

Als Jo während des Regens in den Hof hinabschaut, sieht er ein Symbol, das in Deutschland verboten ist und einer schrecklichen Vergangenheit angehört: Ein Hakenkreuz.

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Doch in Bali hat dieses Symbol eine ganz andere Bedeutung als in Deutschland: Im Hinduismus ist das Hakenkreuz ein Symbol für Glück!

Swastika (Hakenkreuz) in der hinduistischen Religion:

Die Swastika symbolisiert Glück und Reinheit – das Wort „Swastika“ stammt aus dem Sanskrit:

  • „Su“ (सु) = gut, wohl
  • „Asti“ (अस्ति) = es ist, existiert
  • „Ka“ (क) = eine Endung zur Betonung

Swastika bedeutet also sinngemäss «das Gute sei mit dir» oder «Glücksbringer».

Die vier Arme des Symbols repräsentieren die vier Kardinalrichtungen, welche die Ordnung und Stabilität im Universum symbolisieren. Im Hinduismus ist die Zeit zyklisch, und die Swastika symbolisiert diesen ewigen Kreislauf von Geburt, Leben, Tod und Wiedergeburt. Es wird oft mit Ganesha (Gott der Weisheit und des Glücks) sowie mit Vishnu und der Göttin Lakshmi (Göttin des Wohlstands) in Verbindung gebracht.

Es gibt zwei Varianten der Swastika:

  • Rechtsdrehende Swastika (卐): Wird als positiv und glücksbringend betrachtet.
  • Linksdrehende Swastika (卍): Kommt in tantrischen Ritualen vor und hat tiefere spirituelle Bedeutungen.

Nutzung im Hinduismus: Man findet die Swastika auf Tempeln, Häusern, Glücksbringern und bei religiösen Zeremonien. Bei Hochzeiten und Festen wird das Symbol oft auf Türen oder Böden gezeichnet. Auch in heiligen Schriften wie den Veden wird es als Zeichen des göttlichen Schutzes erwähnt.

 

Als die einzigen Übernachtungsgäste bestellen wir relativ früh unser Abendessen, auch wenn die Küche bis 21 Uhr geöffnet ist. Wir möchten den Koch nicht noch allzu spät bemühen müssen.

 

 

 

 

 

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