Während der ganzen Nacht schüttet es immer wieder in Strömen. Doch am frühen Morgen klart es auf. Unser neues Thermometer zeigt zum ersten Kafi schnuckelige 4.3 °C an. So kalt hatten wir es schon seit einem Jahr nicht mehr! Kein Wunder, dass wir etwas länger in Enelis Bauch verweilen. Den zweiten Kafi und die MidiBowl macht Jo in der Campkitchen. Dort ist es wärmer, er kann stehen und auch sofort den Abwasch mit warmem Wasser machen. Alles andere wäre einfach nicht lustig gewesen…
Unser Stellplatz ist inmitten vieler grosser Bäume, so dass die Morgensonne nicht recht durchkommt. Als es langsam wärmer wird in und um Eneli, schreiten wir zur Tat mit Zmorge und Kafi. Wir wissen, dass es schon nach 11 Uhr ist, als ein Park-Angestellter fragt, ob wir für diese Nacht hier stehen bleiben oder uns gleich noch aufmachen – schliesslich war schon um 10 Uhr Zeit zum Auschecken. Kurz vor 12 Ist es dann so weit. Wir verlassen den gut ausgestatteten, aber nicht gerade sehr heimeligen Holiday Park.
Wieder wird in Jindabyne der Mehrzweckhalt gemacht. Ma hat einen E-Bike Verleiher aufgetan. Vielleicht können wir ja einen grossen Teil der Strecke zum Mt. Kosciuszko hochradeln und dann nur die letzten 1,5 km bis zur Spitze hochwandern? Das würde Jo’s lädiertem Fuss sehr gelegen kommen. Beim Veloverleih werden wir perfekt beraten. Doch mit 400 AUD für die beiden Velos, ohne den notwendigen Transport zum Ausgangspunkt, der sicherlich min. nochmals 200-300 AUD kosten würde, nehmen wir dann doch Abstand von diesem Unterfangen. Der Alternative, mit Sessellift und 13 km Wanderung würde unser Budget für uns beide mit gerade mal 110 AUD belasten. Der Wanderweg soll gut ausgebaut sein und keine grossen sportlichen Herausforderungen verlangen. Nur ist die Wanderung mit insgesamt 13 km nicht gerade ein Katzensprung. Ob Jo es bewältigen kann, erfahrt ihr übermorgen…
Jetzt noch Einkaufen und Tanken und schon geht es wieder los. Bei strahlendem Sonnenschein mit angenehmen Temperaturen machen wir uns wieder auf den Weg zurück in den Kosciuszko Nationalpark. Heute nicht so weit, dass wir über den Graben mit dem toten Pferd rüber müssen. Schon weit vorher, aber schon auf knapp 1’200 m Höhe biegen wir in den Threbdo Diggings Campground ab. Nah am gleichnamigen Fluss, dem Thredbo River, finden wir unseren heute Morgen online reservierten Stellplatz. Noch ist nicht so viel los. Wir geniessen die Ruhe nach der Enge im Holidaypark von gestern.
Nachmittags machen wir, in der Hoffnung auf eine Platypus-(Schnabeltier-)Sichtung, eine Wanderung am Flussufer entlang. Leider ohne Erfolg. Jo will seinen Fuss für morgen schonen, so macht sich Ma allein auf eine weitere 5.5 km Wanderung dem Fluss entlang fussabwärts und in einer grossen Schleife zurück.
Zum Apèro merken wir, dass wir doch noch Nachbarschaft um uns herum bekommen. Wir beschliessen so gegen 19 Uhr nochmals auf Platypus-Ausschau zu gehen. Entsprechend früh ist das Znacht fertig und der Abwasch erledigt. Jeder mit einem Fernglas ausgerüstet, gehen wir los. Schon nach wenigen Schritten sehen wir einige Hirschkühe mit ihren nicht mehr ganz so kleinen Jungtieren. Diese haben allerdings eine richtig dunkle Fellfärbung. Nicht so hellbraun mit den typischen weissen Flecken wie wir es von Diheime kennen… Beim zweiten Halt an der Uferböschung können wir nur ein paar sehr kurze Blicke auf das eigentümliche Fabelwesen Platypus erhaschen. Etwas weiter flussabwärts versuchen wir nochmals unser Glück. Statt des Wasserwesens, können wir durch unsere Ferngläser einen kapitalen Dammhirsch mit einem mächtigen Geweih und wunderschönem Hirschkleid (hellbraun mit weissen Punkten) erspähen. Er kommt durch die Büsche hinunter zum Fluss, um zu trinken. Zu unserer Verwunderung kommt eines dieser dunklen Rehe ihm ganz ohne Scheu ganz nahe. Wir dachten, dass es eine natürliche Rivalität wie bei unseren heimischen Rehen und den Gämsen geben würde. Oder ist dies allenfalls die selbe Art, einfach in verschiedenen «Kleidern»?
Als es eindunkelt, machen wir uns auf den Retourweg. Kurz vor dem Campground quert ganz ungeniert und ohne Aufregung ein Opossum unseren Weg direkt vor unseren Füssen. Erst versucht es, einen Baum zu erklimmen, lässt dann doch davon ab. Es spaziert gemütlich und ohne Eile weiter in den Wald hinein. Die Nacht ist mit kurz nach 21 Uhr noch nicht so alt und doch zeigt das Thermometer bereits nur noch 4.5 °C an. Das wird bestimmt noch kälter…
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