Eigentlich nur aus reiner Neugier schaut Jo, als er von der Duschi zurückkommt, in den kleinen Mole Creek, ob da nicht vielleicht eines dieser seltenen und scheuen Platypus zu sehen ist. TATSÄCHLICH! Völlig unbeeindruckt von Jo’s Anwesenheit gründelt es im flachen Bach nach passender Nahrung. Ma, die noch in Enelis Bauch die ersten News des Tages liest, ist schnell wie der Wind aus den Federn. Dieses einmalige Erlebnis kann sie sich nicht entgehen lassen!
Auch als wir neugierig zu zweit von der Uferböschung ins Wasser schauen, lässt sich das Platypus nicht von seiner Futtersuche abhalten. Konnten wir diese seltenen und eigentlich scheuen, dämmerungs- und nachtaktiven Tiere nur aus der Entfernung erahnen, ist dieses hier fast zutraulich und kaum 2 m weit von uns entfernt emsig unterwegs. Oftmals watschelt es mit der Schnauze unter Wasser gegen die Strömung, manchmal lässt es sich auch einfach abwärts treiben. Eigentlich sind Platypus eher nachtaktiv, als am Vormittag anzutreffen, daher ist es auch nicht verwunderlich, dass es dann doch vor unseren Augen in seinen Bau unter der dichten Uferböschung verschwindet.
Das Schnabeltier (Platypus) ist eines der faszinierendsten Tiere der Welt. Es lebt ausschliesslich in Australien und vereint ungewöhnlich viele Merkmale: Es ist ein eierlegendes Säugetier (Monotrem), hat einen Entenschnabel, einen biberähnlichen Schwanz und Schwimmhäute zwischen den Zehen. Männliche Schnabeltiere besitzen giftige Sporne an den Hinterbeinen – ein seltener Fall von Giftigkeit bei Säugetieren. Sie orten ihre Beute unter Wasser mit einem besonderen Sinn: Elektrolokalisation. Dabei nehmen sie elektrische Signale der Muskelbewegungen von Beutetieren wie Würmern oder Krebstieren wahr. Ihr Fortpflanzungsverhalten ist einzigartig: Das Weibchen legt ein bis drei Eier in einen Erdbau, brütet sie aus und säugt die geschlüpften Jungen – jedoch ohne Zitzen, denn die Milch tritt direkt aus der Haut aus. Das Schnabeltier ist ein echtes evolutionäres Kuriosum und gilt als lebendes Fossil, da es sich seit Millionen Jahren kaum verändert hat. Das Schnabeltier hat in freier Wildbahn einige natürliche Fressfeinde, besonders in jungen oder verletzlichen Lebensphasen. Zu den Hauptfeinden zählen: Raubvögel die besonders Jungtiere beim Verlassen des Baus oder an Land erbeuten können. Schlangen, die in Bauten eindringen und Eier oder Jungtiere fressen. Wasserraubtiere wie grosse Aale oder Wasserratten (Rakali), die junge Schnabeltiere oder kleine Erwachsene im Wasser attackieren können. Füchse und wilde Hunde (Dingos), vor allem seit der Ankunft europäischer Siedler, stellen an Land eine Gefahr dar. Der Artenschutz des Schnabeltiers (Platypus) ist ein wachsendes Anliegen, da die Art als potenziell gefährdet gilt. Zwar ist es offiziell (noch) nicht als bedroht eingestuft (laut IUCN „Near Threatened“), aber Forscher und Umweltschützer warnen zunehmend vor einem Rückgang der Population. Die wichtigsten Bedrohungen sind:
Einige australische Bundesstaaten, wie New South Wales, haben das Schnabeltier bereits auf ihre Liste gefährdeter Arten gesetzt. Es gibt Schutzprojekte, Monitoringprogramme und Ansätze zur Wiederherstellung von Lebensräumen. Auch die Forschung an Wildbeständen wird intensiviert. Dennoch ist der genaue Bestand schwer zu erfassen, da das Tier sehr scheu und nachtaktiv ist. Der Schutz des Schnabeltiers hängt also stark von nachhaltigem Wasser- und Landmanagement ab. |
Nach diesem abenteuerlichen Erlebnis ruft Ma doch erst wieder ihre Arbeit. In der Sonne sitzend denken wir darüber nach, was wir heute alles anstellen können. Den angedachten Besuch der Mole Creek Caves Marakoopa und King Salomon Cave verschieben wir bei dem sonnigen Wetter auf ein andermal – wir machen stattdessen doch lieber eine Wanderung. Doch als wir mit dem Packen fertig sind, ist es leider mit dem Sonnenschein auch schon wieder fertig für heute. Nicht gerade schwarze, aber doch recht dunkle Wolken kommen langsam näher. Also wird kurzerhand wieder umdisponiert: Ab in die Höhle.
Während Jo beim Ticketoffice erst noch schnell auf «für kleine Jungs muss», kauft Ma gleich die Tickets für beide Höhlenbesichtigungen. Das kommt praktisch aus. Ist die Besichtigung der Marakoopa Cave zu Ende, haben wir noch genügend Zeit mit Eneli zur King Salomon Cave zu fahren. Das geht nahtlos ineinander über. Jo scheint das zuerst nicht realisiert zu haben, dass nun beide Höhlen besichtigt werden, lässt sich von Ma aber eines Besseren belehren. Da wir noch etwas Zeit haben, bevor die Höhlentour beginnt, machen wir noch einen kleinen Spaziergang durch den Marakoopa Forest, der eine unglaublich grosse Vielfalt von Farnen aufweist.
In der mit 9 °C wohlig warm temperierten Marakoopa Cave sind neben den unzähligen Stalaktiten auch «Glow Worms» zu bestaunen. Glow Worms sind eigentlich keine Würmer, sondern Larven bestimmter Fliegen- oder Käferarten. In Neuseeland und Australien sind besonders die Larven der Pilzmücken als Glow Worms bekannt. Sie leben in feuchten Höhlen oder Wäldern und erzeugen mit Hilfe von Biolumineszenz ein blaugrünes Licht, um Insekten anzulocken, die sie mit klebrigen Fäden fangen. Das Leuchten entsteht durch eine chemische Reaktion in speziellen Leuchtorganen und dient auch der Kommunikation. Staunend betrachten wir in absoluter Dunkelheit die kleinen Glow Worms die wie weit entfernte Sterne am Himmelszelt leuchten!
Die nur 12 km entfernte King Salomon Cave ist eine Trockenhöhle, in der kein unterirdisches Gewässer fliesst. Deshalb gibt es zwar keine Glow Worms zu bestaunen, dafür beeindruckende Tropfsteinformationen: Dicht an dicht, sehr unterschiedliche, farbenfrohe Stalaktiten, Stalagmiten und die funkelnden Kalzitkristalle. In der Dichte der Formationen und der Farbenpracht von weiss über ocker nach orange ist dies eine der schönsten Höhlen, die Ma je gesehen hat.
Fast als hätten wir es bestellt, gründelt während unseres Zooms das Platypus im vorbeifliessenden Mole Creek. So können die Jungs fernab Tasmaniens live dabei sein, dieses einmalige Tier bei der Nahrungssuche zu beobachten.
Kaum haben wir nach dem Znacht abgetischt, fallen auch schon die ersten Regentropfen. So geht der aufregende Tag, der uns mit Sonne weckte, mit Regen zu Ende…
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