Wie Megan schon gestern vorhergesagt hatte, wurde es eine kalte Nacht, die am Morgen alles mit weissem Raureif überzogen hat. Eine heisse Duschi bringt JoMa wieder die Wärme in die Körper zurück. Langsam kommt die Sonne hinter den Bergen und den hohen Bäumen hervor. Mit dem Kafi in der Hand empfangen wir genüsslich die warmen Sonnenstrahlen. Heute zelebrieren wir eine abgewandelte Form des Strandkafis bei Sonnenaufgang über dem Meer. Langsam wärmt die aufsteigende Sonne auch Eneli innen etwas auf, dass wir auch nicht mehr innen mit Mütze und Handschuhen sitzen müssen.
Der Tag vergeht bis zum Nami mit Lesen, Hausaufgaben machen und Verfolgung der Wahl des Premierministers hier in Australien. Australien ist das einzige Land, das wir kennen, in dem eine Wahlpflicht besteht. Wer nicht wählen geht, bekommt eine Busse aufgebrummt. Die fällt mit umgerechnet 11 CHF nicht gerade hoch aus, aber anscheinend hoch genug. Wie in Kanada hat US-Präsident Trump auch bei den Wahlen in Australien eine Rolle gespielt – denn Oppositionschef Dutton wurde oft mit ihm verglichen. Das hat der amtierenden Labor Party Auftrieb verschafft. Die Sozialdemokraten von Premierminister Albanese haben die Parlamentswahl klar für sich entschieden – und können Medienberechnungen zufolge weiter mit absoluter Mehrheit das Land regieren. Ein beruhigendes Wahlergebnis.
Nachmittags kommt eine grössere Gruppe an, um hier in der Nacht die Tierwelt und vielleicht sogar die Aurora Australis zu bestaunen. Vor dem BBQ und der offenen Camp Kitchen wird in der grossen Feuerschale ein grosses Feuer entzündet. Es ist eine Gruppe von ca. 14 Personen, die mit einem Guide für 1 Woche Tasmanien bereist. Alle sind neugierig auf Wombats, Wallabies, Sumpfhühner, Brushtails (Opossums mit buschigem Schwanz) und natürlich die scheuen Quolls.
Nach dem Znacht in Eneli gesellen wir uns zu der Gruppe an das wärmende Feuer. Ohh, ist das schön! Gut und warm eingepackt machen wir mit dem Guide und einem Teil der Gruppe eine Runde durch das grosse Areal. Was uns bisher nicht auffiel, ist, dass hier sooo viele Wallabies leben. Sahen wir bisher tagsüber vielleicht 5 dieser lustigen Tiere, sind es jetzt in der Nacht min. 10x so viele. Alle Tiere, bis auf die hier lebendenden kleinen Quolls, dürfen wir mit eigenen Augen sehen. Schade, haben wir uns doch extra wegen dieser nachtaktiven Beutelmarder mit dem weiss getupften Fell für diesen Campground entschieden. Aber so ist es nun mal in der Natur…
Für die australische Gruppe, deren Mitglieder grösstenteils aus Sydney stammen, sind die nächtlichen Temperaturen mit nur wenigen Graden über Null schon tiefster Winter. Eine Dame, die im Oktober nach Norwegen, Tromsø, fliegen möchte, um dort die Polarlichter zu sehen, ist schier entsetzt, als sie von Jo hört, dass es in der winterlichen Nacht dort bis -14 °C werden kann.
Für die Aurora Australis, die südlichen Polarlichter, ist es gerade die rechte Zeit. Sie sind ein grosses und seltenes Naturphänomen. Megan, unsere Landlady, war die beiden letzten Nächte unterwegs, konnte aber leider keine am Himmelzelt erhaschen. Nach dem knapp 1-stündigen Spaziergang über den Campground, scheinen alle aus der Gruppe müde zu sein oder sich in ihren Cabins aufwärmen zu wollen. Sie schleichen zum Schlafengehen müde von dannen.
Megan empfiehlt uns, noch etwas still beim warmen Feuer zu sitzen. Als wir mit der Gruppe unterwegs waren, kamen nur wenige Minuten später zwei der süssen Quolls hier auf Futtersuche beim Feuer am BBQ vorbei. Wenn wir Glück haben, kommen sie ja nochmals zurück. Und?
Tatsächlich kommen auch schon nach wenigen Minuten zwei dieser scheuen Tiere zur Camp Kitchen zurück und suchen hier nach etwas Essbarem; bei so einem BBQ fällt doch immer etwas Nahrhaftes für sie ab. Besonders eines der Tiere läuft ständig zwischen Stühlen und Tischen, immer mit der Nase am Boden, hin und her.
Quoll – Tüpfelbeutelmarder
Ursprünglich war der Tüpfelbeutelmarder im Südosten Australiens bis ins nördliche New South Wales sowie auf Tasmanien verbreitet. Anfang des 20. Jahrhunderts nahm die Populationsgrösse stark ab, vermutlich durch eine Epidemie, aber auch wegen neuen Feinden, wie eingeführte Füchse und verwilderte Hauskatzen. Seit Mitte der 1960er-Jahre gilt die Art auf australischem Festland als ausgestorben. Der Tüpfelbeutelmarder kommt heute nur noch auf Tasmanien und den Inseln der Bass Strait vor. Diese Art erreicht eine Kopfrumpflänge von 28 bis 45 cm bei einem Gewicht von 700 bis 2000 g. Die Männchen sind in der Regel etwas grösser und schwerer als die Weibchen. Es kommen nebeneinander zwei Farbformen vor. Die Oberseite der helleren ist hellbraun, die der dunklen schwarz. Beide Formen weisen die für diese Gattung typischen grossen weissen Flecken auf der Oberseite auf; der Schwanz des Tüpfelbeutelmarders ist ungefleckt, die Hinterfüsse haben nur vier Zehen. Noch heute wird der Tüpfelbeutelmarder als Schädling angesehen. Vielerorts werden ihm Fallen gestellt oder Gift gestreut. |
Auch wenn es hier am Feuer muckelig warm ist, machen wir uns langsam auf ins Heihabettchen, freudig und beschwingt über die wunderbaren Tierbeobachtungen.
Ob wir uns morgen vor der Abfahrt wieder mit Sonnenstrahlen zum Kafi verwöhnt werden?
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