Der erste Kafi ist schon ausgetrunken, das Zmorge parat und Jo möchte den zweiten Kafi des Morgens machen. Auf dem Weg zum Abwasch hält Jo «kurz» bei Clemens aus Wien an, um «kurz» nachzufragen, ob alles gut gekommen ist (Clemens hatte gestern Abend etwas Stress mit seinen Kreditkarten und mehr als 100 Euro in den Warteschlangen vertelefoniert – da kamen uns Erinnerungen an Guatemala hoch…).
Heute scheint das Kreditkartenproblem aus Clemens Gedächtnis gelöscht zu sein, jedenfalls überfällt er Jo mit hundert anderen Dingen. Angefangen über seine «Clemens- Spezial-Kaffeemischung» (1 Esslöffel Decaf, 1 Esslöffel Esspresso, 1 Esslöffel Lindenkaffee – was immer das sein mag…). Es geht weiter über sein Dachzelt, seine ausziehbaren Schubladen mit neuen Körbli innen drin, bis zu seinem Hobby, das Autofahren. Statt Bauingenieur, was er im früheren Beruf war, wäre er besser KFZ- Mechaniker geworden. Ab jetzt nimmt sein Redeschwall kein Ende. Jo startet mehrere vergebliche Versuche loszukommen. Irgendwann, nach mehr als einer halben Stunde, klappt es dann doch noch.
Unsere Nachbarn Peter & Angela aus (wie sich später während der Plauderei herausstellt) Schwerzenbach müssen heute ihr «Wägeli» wieder abgeben. Daher wird alles «putzt und g’strählet». Als Jo fragt, ob er evtl. mit Putztuch oder Putzmittel aushelfen kann, wird daraus eine leichte und unterhaltsame Plauderei. Als Jo so einige Anekdoten seiner ehemaligen deutschen Kollegen bei KS Schwanden erzählt, stimmt Angela da sofort ein. Sie habe früher auch mit vielen deutschen Kollegen zusammengearbeitet. Mittlerweile kommt auch Ma mit einem Kafi in der Hand angeschlendert. «Wo denn?» «In Greifensee.» «Und wo da in Greifensee?» «Bei der Mettler Toledo», ist Angelas Antwort. Hei, da haben die Damen natürlich eine Basis zum Austauschen. Als Peter erzählt, dass er vor vielen Jahren ebenfalls da gearbeitet hätte, kommen JoMa nicht mehr aus dem Staunen raus. So kommt natürlich eins zum anderen. Irgendwann heisst es dann doch Abschied nehmen. Sie müssen noch den Wagen abgeben, alles erledigen und morgen geht’s schon heim in die Schweiz.
Heute steht für uns eine Stadtbesichtigung von Darwin auf dem Plan. Doch zuerst machen wir schnell noch einen Abstecher zur Lee Point Beach. Die ist vom Campground nur 3 km entfernt. Naja, ist halt eine Beach, wie wir schon einige gesehen haben. Jetzt aber in die Stadt zur Waterfront. Da soll sich das Leben abspielen!
An den Wochenenden kann man selbst in der City kostenfrei parken (sollte sich Züri mal eine Scheibe von abschneiden). Wir schlendern etwas über die Grünanlagen und folgen den Tourist Walk. Immer wieder sehen wir Hinweistafeln zu Ereignissen aus WWII.
Bombardierung von Darwin im 2. Weltkrieg Am 19. Februar 1942 griffen japanische Flugstreitkräfte Darwin an. Es war der erste und grösste feindliche Angriff auf das australische Festland im Zweiten Weltkrieg. Zwei Wellen von insgesamt 242 Flugzeugen – teils dieselben Piloten wie beim Angriff auf Pearl Harbor – bombardierten den strategisch wichtigen Hafen und militärische Einrichtungen. Die Angriffe verursachten schwere Zerstörungen: 8 Schiffe wurden versenkt, über 20 beschädigt, Dutzende Gebäude zerstört. Mindestens 235 Menschen starben, mehr als 400 wurden verletzt. Der Angriff offenbarte Australiens Verteidigungsschwäche und führte zu einer stärkeren militärischen Mobilisierung. Über die genaue Opferzahl und das Ausmass wurde zunächst wenig berichtet, um die Moral nicht zu gefährden. Der Angriff auf Darwin war der Wendepunkt im australischen Sicherheitsverständnis. |
Etwas sehr ernüchtert spazieren wir in Richtung City zurück. Hatten wir schon gerade gemerkt, dass heute Sonntag ist, so wird uns das in der Fussgängerzone vollends bewusst. Noch nicht einmal ein Café ist geöffnet. Dafür prangt zu Beginn der Fussgängerzone eine grosse Hinweistafel, was alles verboten ist. Ausser zu Fuss gehen so ziemlich alles…
Das etwas ausserhalb gelegene Museum mit Art Gallery entschädigt uns wenigstens etwas. Leider sind zwei Ausstellungen indigener Kunst bis nächsten Samstag wegen Umgestaltung geschlossen. Dafür sehen wir eine eindrucksvolle Ausstellung über die Flora und Fauna aus der Vergangenheit und Gegenwart. Und eine besondere Ausstellung informiert uns über «Tracy».
Zyklon Tracy Am frühen Morgen des 25. Dezember 1974 traf der Zyklon Tracy mit voller Wucht auf Darwin. Mit Windgeschwindigkeiten von über 250 km/h zerstörte er innerhalb weniger Stunden rund 70 % der Gebäude der Stadt, darunter nahezu alle Wohnhäuser im Zentrum. 71 Menschen kamen ums Leben, mehr als 650 wurden verletzt. Etwa 80 % der Bevölkerung – rund 35’000 Menschen – wurden in einer der grössten Evakuierungsaktionen Australiens ausgeflogen. Die Infrastruktur wurde nahezu vollständig zerstört, Strom- und Wasserversorgung fielen aus. Die Katastrophe offenbarte Schwächen in Bauweise und Notfallmanagement und führte zu umfassenden Reformen im Katastrophenschutz sowie strengeren Bauvorschriften im ganzen Land. Der Wiederaufbau dauerte mehrere Jahre und veränderte Darwin nachhaltig. Zyklon Tracy bleibt einer der verheerendsten Naturkatastrophen in der Geschichte Australiens. Viele der Evakuierten kehrten später nicht mehr zurück. In den originalen Filmdokumenten werden unterschiedliche Einzelschicksale beleuchtet. Doch was typisch für diese Zeit war (und vielleicht noch ist?) ist die Tatsache, dass das Leid der indigene Bevölkerung Darwins mit keinem Wort erwähnt wird. Zur Zeit des Zyklons Tracy im Dezember 1974 hatte Darwin etwa 47’000 Einwohner. Nach offiziellen Schätzungen machten Aboriginal People etwa 10–15 % der Bevölkerung aus, also rund 4’700 bis 7’000 Menschen. Viele lebten am Stadtrand in Siedlungen wie Bagot oder in Camps mit einfacheren Unterkünften, die besonders anfällig für Sturmschäden waren. Der Zyklon traf die gesamte Bevölkerung schwer, aber indigene Gemeinschaften litten oft stärker unter den Folgen, etwa durch unzureichende Notunterkünfte oder eingeschränkten Zugang zu Hilfsmassnahmen. In der Folge wurde ihre Rolle im Wiederaufbau allerdings lange kaum beachtet – ein Aspekt, der erst Jahrzehnte später breitere Anerkennung fand. |
Bei der Rückfahrt an den Lee Point fällt uns auf, dass viele der Wohnhäuser hier in Darwin und den Vororten von hohen Zäunen umgeben sind.
Nachmittags finden wir einen neuen Stellplatz im Campground mit etwas mehr Privatsphäre, mehr Wildlife, mehr Platz und mehr Schatten 😉 und abends werden wir mit einem tollen Abendrot belohnt.
Morgen geht’s zurück in Richtung Süden!
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