Es tut soooo gut mal wieder ungestört ausschlafen zu können, zu dürfen. Eine friedvolle Ruhe umgibt uns, als wir von John mit einem Kafi zum Aufwachen empfangen werden.
Morgen ist erst der «Packtag», heute wollen wir uns etwas bewegen und Fremantle erkundigen. Später am Nami ist das Zoom, somit wird es für Perth zeitlich nicht reichen. Nicht weit von hier fliesst der Swan River – von John wird uns ein Spaziergang entlang dieses Flusses in die Stadt sehr empfohlen. Es sei nur etwas mehr als eine Stunde zu Fuss. «Das machen wir», wird sofort entschieden. Gerade scheint die Sonne, aber die schwarzen Regenwolken sind noch nicht weit genug weg. Die Regenjacken halten auch schon bald die ersten Regenschauer ab. MapOut informiert Ma über die aktuelle Wegstrecke. Jetzt merken wir, dass etwas für uns nicht so richtig zusammenpasst. 7.5 km Weg in etwas mehr als 1 Stunde. Entweder machen wir einen Umweg oder John joggt diese Strecke (später wissen wir mehr darüber).
In einem kleinen Café bei einem der vielen Yachtclubs am Ufer des Swan Rivers geniessen wir unseren zweiten Kafi. Plötzlich fühlen wir uns an unsere Kindheit erinnert. Dieses spezielle Geräusch kennen wir doch. Das hört sich doch wie ein alter VW Käfer an! Das fährt zwar kein alter Käfer, aber ein schön restaurierter, roter 1962er Karman Ghia vor. Der etwas stämmige Fahrer meint lachend, dass mit den Jahren das Ein- und Austeigen immer schwieriger wird.
Beim Kafi kommen wir auch mit einem Ehepaar aus Perth ins Gesprach. Sie fliehen zwischen zwei Terminen fürs Enkelkinderhüten für 5 Tage nach Bali in die Wärme. Da waren sie schon öfters und geniessen sicherlich diesen kurzen Abstecher zum Wärme speichern.
Für Ma ist es nicht so spannend, am Hafen entlang zu spazieren, daher nimmt sie dieses Wegstück im Sauseschritt, so dass Jo kaum hinterher zu kommen vermag.
In einem Restaurant in Fremantle City bekommen wir einen sonnigen Platz mit Blick auf das bunte Treiben auf den Bürgersteigen und der verkehrsberuhigten Zone. Dies scheint auch der Grund für so manchen PS verliebten Auto Poser oder Motorradfahrer zu sein, sich hier von seiner besten, in dem Fall aufpolierten und immer lautstarken Seite zeigen zu können.
Gesättigt und erholt schlendern wir etwas durch die City. Fremantle hat noch viel Scharm mit den alten viktorianischen Häusern, die nicht höher als zwei Stockwerke sind. Alte Markthallen sind immer ein Publikumsmagnet und eine Fundgrube für jedermann.
Zum Zoom hocken wir uns im Innenhof in Fremantles altem Gefängnis auf eine Besucherbank. Auch dieses gehört wie jenes in Porth Arthur in Tasmanien zum Weltkulturerbe. Genau wie in Porth Arthur schaut auch dieser Ort auf keine fröhlichen Erinnerungen zurück.
Statt wie üblich mit Ma’s Läppi, geht’s heute ins Zoom mit Jo’s Telefon auch sehr gut.
Das Fremantle Prison wurde zwischen 1851 und 1859 von britischen Sträflingen aus Kalkstein errichtet und war bis 1991 in Betrieb. Ursprünglich diente es der Unterbringung von Strafgefangenen, später auch zivilen Häftlingen. Berüchtigt war die strenge Disziplin, harte Arbeit im Steinbruch und die Isolationszellen. Das Gefängnis spielte eine zentrale Rolle in der Kolonialgeschichte, da viele Infrastrukturprojekte durch Häftlingsarbeit entstanden. Heute ist es ein Museum mit Führungen durch Zellen, Tunnel und den Exekutionsraum, die eindrucksvoll den Alltag und die Härte des Strafvollzugs im 19. und 20. Jahrhundert zeigen. Das Gefängnis wurde 1991 geschlossen. Die Anlage entsprach längst nicht mehr den modernen Anforderungen an den Strafvollzug: enge, schlecht belüftete Zellen ohne Sanitäranlagen, veraltete Sicherheitstechnik und mangelnder Brandschutz. Zudem hatten in den 1980er-Jahren mehrere Aufstände und Ausbruchsversuche – darunter ein grosser Gefängnisaufstand 1988 mit einem Brand im Verwaltungs- und Zellentrakt – den politischen Druck erhöht, eine neue, zeitgemässe Haftanstalt zu bauen. |
Zurück geht es mit dem Bus 910 direkt an die Adrian Street. Das ist schneller und etwas gemütlicher.
Wir fühlen uns ob der grossen Gastfreundschaft schon fast beschämt. Als kleines Dankeschön für all die Fürsorge bereiten wir, bzw. eher Ma, morgen das Znacht zu. An den abendlichen Diskussionen über Politik und Gesellschaft, sowie den Erzählungen so mancher Anekdote, spüren wir, dass nicht nur wir, sondern auch John & Joan viel Freude daran haben, interessierte und interessante Gesprächspartner gefunden zu haben.
So ganz nebenbei stellt John auch noch etwas zu seiner Zeitangabe von heute Morgen richtig. Er vergass dabei völlig, dass er ein regelrechter Schnellgeher ist mit langen Beinen und wir sicherlich mehr Zeit für diese Strecke benötigen würden.
Viel zu schnell vergeht die Zeit bis wir alle merken, dass unser aller Augen etwas schwerer werden.
Morgen machen wir schon mal etwas klar Schiff wegen unserer Abreise am Mittwoch…
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