Heute morgen braucht Jo keinen Wecker zum Aufwachen. Als der Wecker dann um 7 Uhr schliesslich klingelt, ist der Kafi schon längst fertig. Der Plan ist spätestens um 10 Uhr zur Wanderung auf den Bluff Knoll aufzubrechen. Bis jetzt scheint der Plan aufzugehen 😉
Beim Zmorge im frühen Sonnenschein kommen Susan & Chris, unsere Nachbarn 5 Plätze neben uns, auf einen Schwatz vorbei. Eigentlich erst nur Susan. Sie drückt Ma einen kleinen Papierzettel mit Telefonnummer und Anschrift in die Hand. «Man weiss ja nie, vielleicht ändern sich eure Pläne. Auf jeden Fall seid ihr herzlich willkommen, uns auf der Farm in Donnybrook zu besuchen, falls es euch nochmals in die Nähe von Bunbury verschlägt!» Soo gastfreundlich!
Susan und Chris sind (für uns untypische) Farmer. Sie betreiben in der Nähe von Bunbury (wo wir bei Michelle, Robert und Kai übernachteten) eine Rinderfarm mit 60 Black Angus und noch 50 weiteren Rindern. Wegen immens gestiegener Unterhaltskosten überlegen sie, ihre Farm nächstes Jahr zu Chris’ Pensionierung zu verkaufen. Hier in Australien wird nur der Minenbergbau staatlich gefördert. Für Farmer gibt es keine Unterstützung. Unsere Schweizer Bauern haben es richtig gut!
Um 10 Uhr sind wir schon am Parkplatz zum Bluff Knoll, wo unsere Wanderung startet. Im Vorbeigehen zum WC sieht Jo ein «irgendwie» bekanntes Gesicht. Als wir dann losgehen wollen, steht das «irgendwie» bekannte Gesicht nochmals vor uns. «Bill?» «No, Greg», ist die Antwort. Ma weiss sofort Bescheid. Greg aus Coober Pedy (die unterirdische Opal Stadt). Dort hatten wir Greg vor genau 4 Monaten getroffen. «Australia is a village», Australien ist ein Dorf, und wir sind mittendrin. Was für eine Überraschung und was für ein Zufall! Leider ist aus seinem Opal Grabungsversuch in Coober Pedy nichts Brauchbares geworden. Nur ein paar wenige kleine Splitterchen.
Als die Wanderung dann schliesslich losgeht, ist es schon recht warm. Der Weg von hier bis zum «Gipfel» des Bluff Knoll ist nur 3’100 m lang, aber es geht 750 m steil und stetig bergauf. Was viel «Treppensteigen» bedeutet. Alles in allem sind 3-4 Std. als Gehzeit angegeben. Wir schauen, wie das für uns recht Untrainierte ausgeht…
Nicht nur uns, sondern auch allen anderen gehen die teilweise recht hohen Treppenstufen ziemlich in die Knie und die Hüften. Je höher die Sonne steigt, um so schwerer werden (nicht nur) unsere Schritte. Auch andere Wanderer haben zu kämpfen.
Eine Hinweistafel macht den interessierten Wanderer darauf aufmerksam, dass schon einige der heimischen und nur in dieser Region vorkommenden Pflanzenarten der Dieback Welke (Phytophtora cinnamomi) zum Opfer gefallen sind. Phytophtora cinnamomi oder auch Wurzelfäule (Dieback) ist eine durch einen Pilz verursachte Krankheit, die eine Vielzahl von Pflanzenarten befällt, darunter viele heimische Arten im Südwesten von Western Australia. Sie führt zum Absterben der Bäume und gilt als eine der Hauptursachen für Baumsterben. Die Regierung von Western Australia und Organisationen wie das Department of Biodiversity, Conservation and Attractions arbeiten an der Bekämpfung und Überwachung dieser Bedrohungen, um die Artenvielfalt und die Gesundheit der Wälder zu schützen. Dies ist uns schon bei der Wanderung zum Skye Walk aufgefallen. Zwischen all den grünen Bäumen sind immer wieder abgestorbene Bäume zu sehen. Jo hatte sich schon gefragt ob diese Bäume erst noch auf den nahen Frühling warten, um wieder auszutreiben. Leider nein!
Nach knapp 2½ Std. kommen wir oben an. Jo’s Annahme «Bluff Knoll, Top of WA» erweist sich leider als falsch. Wir werden belehrt, dass Mount Meharry mit 1251 m der höchste Berg WA ist. Aber der Bluff Knoll mit seinen 1095 m hat weit mehr an Aussicht zu bieten. So ist der zweithöchste Berg für uns der Schönste. Und es stimmt. Von hier oben ist die 360° Umsicht einfach fantastisch. Auf der einen Seite ist das Meer zu erkennen, auf der gegenüberliegenden unendlich viele verschiedenfarbige Felder. Und auch der Höhenzug des Porongurup N.P. liegt entfernt unter uns.
Als wir uns nach dem Mittag wieder auf den Retourweg machen, kommen uns immer noch vereinzelte Wanderer auf dem Weg nach oben entgegen. Wir sind wegen der Hitze froh, schon wieder auf dem Rückweg zu sein.
Vor der Einfahrt zum Campground liegt auf der anderen Strassenseite das Bluff Knoll Café. Hier lassen wir uns mit Eiskaffee und Himbeer-Muffin verwöhnen.
Um sich nicht von den Mücken auffressen zu lassen, verzeiht sich Jo, trotz des sonnigen und warmen Wetters,zum Arbeiten in Enelis Bauch. Ma ist da wesentlich resistenter.
Ob wir, oder Ma, morgen früh um 8 Uhr an einem Vogelbeobachtungs-Spaziergang teilnehmen, steht in den vielen Sternen, die am nächtlichen Himmelszelt weit über uns funkeln.
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