Kurzweiliger Abend in der Lake King Tavern

Veröffentlicht in: Australien, WA | 0

Entgegen unseren Befürchtungen, dass uns Brett schon um 5 Uhr morgens aus dem Schlaf weckt, ist er nicht früher als Jo aus den Federn gekommen. Die Nacht war nicht so warm, wie er es sich wünschte. Unter 10 °C zieht er warme Socken und ein dickes Shirt zum Schlafen an. Während Jo um 7 Uhr den Kafi durchlässt, macht sich unser fröhlicher Nachbar zur Abfahrt bereit. Einen Kafi hatte er sich schon aus seiner eigenen Maschine rausgelassen. Somit wird es ein schneller Abschied.

Bis zu unserem heuten Ziel, der kleinen Ortschaft Lake King an einer grossen Strassenkreuzung mit Roadhouse, Tavern, Motel und Campground, sind es mit 125 km keine 2 Stunden zu fahren. Aus diesem Grund müssen wir auch nicht in operative Hektik verfallen. Alle unsere Nachbarn haben sich schon aus dem Staub gemacht , als wir uns mit Jobis SuperBowl zum Zmorge verwöhnen.

Während wir so unterwegs sind, diskutieren wir, ob wir nicht auch schon bis zur übernächsten Station, zum Four Mile Campground nach Hopetown fahren könnten. Bis dorthin ist es auch nur noch etwas mehr als 1 Stunde weiter. Doch Ma möchte gerne noch einen Tag in der «Wildnis» im Outback verbringen. Die nächsten Tage sind wir dann am Meer unterwegs. Ausserdem soll in der Tavern leckeres Essen serviert werden… Ma freut sich darauf, auswärts zu essen!

Die Landschaft während der Fahrt wechselt sich weitgehend zwischen Raps- und Getreidefeldern ab. Also nicht soooo spannend. Dazwischen liegen ein paar kleinere Stücke Naturlandschaft und ein paar weitere kleinere Salzseen.

Der Caravan Park an der Lake King Tavern sollte eigentlich ein typischer Roadhouse Parkplatz sein, wie wir schon auf mehreren während unserer Reise übernachtet haben. Als wir ankommen und schon mal eine «Kennenlern Runde» über den Platz drehen, sind angenehm überrascht, dass dieser hier eher klein und familiär daherkommt. Schnell wird im Roadhouse alles erledigt. Wir haben freie Platzwahl. Nicht nur weil wir bisher die einzigen sind, sondern einfach dahin stellen, wo es uns beliebt. Nur den Anmeldezettel auf Armaturenbrett legen. Die junge Bedienung ist selber für ein Jahr Work & Travel hier in Australien. Eigentlich kommt sie aus Frankreich. Mittlerweile ist sie schon gut 5 Monate in Down Under und konnte sich immer noch nicht mit dem Essen hier anfreunden. In Aussie Land wird halt keine Haute Cuisine serviert. Doch vom Essen in der Tavern schwärmt sie. Heute steht in der Tageskarte Korean Fish Chips. Die Küchenmannschaft versteht ihr Handwerk gut, weiss sie als Feinschmeckerin der guten Küche zu berichten. Das Angebot nehmen wir doch gerne an und kommen zum Znacht wieder vorbei.

Die Zeit bis dahin füllen wir mit verschiedenen Hausarbeiten aus. Heute Morgen wurden wir regelrecht von umherschwirrenden und lästigen Fliegen umlagert. Hier summt es nur ab und zu um unsere Ohren herum. Es wäre ja schön, wenn auch die Mückenplage der letzten Tage nicht mehr so arg wäre. Besonders zum Sonnenuntergang war die Plage gross und wir entsprechend zerstochen. Wie schön es ist hier im Gegensatz dazu. Als sich die Sonne nach einigem «Gschlirgg» am Himmel immer mehr dem Horizont entgegenneigt, schwirrt noch keines dieser blutrünstigen Plagegeister um uns herum. Was für eine Wohltat!

Wie auch schon am letzten Campground, steht auch auf diesem ein alter Schulbus. Gersten war es ein regelrechtes Wrack. Dieser hier ist «etwas» besser zwäg. Ist ja schliesslich deutsche Wertarbeit 😉, wenn auch in die Jahrzehnte gekommen… Bis auf zwei Dauergäste, die in ihren festen Unterkünften wohnen, scheinen wir heute die einzigen Camper zu bleiben.

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Heute wird zum Znacht ausser Haus gekocht. Wir spazieren nach Sonnenuntergang zur Taverne rüber. Wir betreten mit einem älteren Ehepaar, 70 um es genau zu nehmen, das Roadhouse (Taverne/Restaurant/Sportsbar/Billardhalle/lokaler Treffpunkt). An ihrem Tisch sind noch 2 Plätze frei. So gesellen wir uns zu ihnen. Schnell entwickelt sich eine nette und doch sehr interessante Plauderei. Leider hat ihn vor einiger Zeit ein leichter Schlag gestreift. Daher ist er auch mit dem Reden etwas eingeschränkt. Wenn man es nicht wüsste, würde man es nicht merken. Sie sind mittlerweile pensioniert und wohnen nun im «paradiesischen» Geraldton. Ihre Farm – oder Station, wie dies in Australien genannt wird – liegt 400 km weiter östlich, irgendwo im Niemandsland, wo man nur über Naturstrassen hinkommt. In europäischen Massstäben gesehen, und in Schweizerischen erst recht, sind sie Grossgrundbesitzer: Ihre Farm ist 1’000’000 Acres gross. Was einer Fläche von über 4’000 km2 entspricht. Um es zu verdeutlichen: Dies ist ein Quadrat von 63 x 63 km Seitenlänge!! Unglaubliche Dimensionen. Zum Vergleich: In der EU beträgt die Durchschnittsgrösse eines Landwirtschaftlichen Betriebes zwischen 0.5-1.2 km2. In der Schweiz sind es 0.3-0.5 km2.

Auf ihrer Station hatten sie früher noch Schafe, doch wegen zahlreicher Dingo-Zwischenfälle wurden die Schafe immer mehr dezimiert. Deshalb sind sie mit der Zeit auf Kühe umgestiegen. Doch ihre Hauptarbeit lag im Verwerten und im Handel mit Sandelholz. Diese Sandelholzbäume wachsen natürlicherweise auf ihrem Land. Hier ist die Kosmetikindustrie der Hauptabnehmer. Es ist eine anstrengende Arbeit. Früher wurde eigentlicher Raubbau betrieben. Doch heutzutage, wo einer ihrer Söhne auf der Farm zum Rechten schaut, wird es etwas nachhaltiger betrieben.

Der Sandelholzbaum (Santalum album) ist ein langsam wachsender Halbschmarotzer. Voll ausgewachsen ist der Sandelholzbaum mit 60-80 Jahren – ab einem Alter von 15 Jahren bildet er pro Jahr ungefähr ein Kilogramm Kernholz. Der Sandelholzbaum gedeiht auf feuchten, sandigen Böden und verträgt weder Staunässe noch Frost. Er wächst als immergrüner, kleiner Baum, in Australien mit Wuchshöhen von bis zu 4 Metern. Der Halbschmarotzer (Hemiparasit) parasitiert bei der Keimung aus der Steinfrucht an Wurzeln anderer Baum-Arten, um sich mit Wasser und anorganischen Salzen zu versorgen. Zu den Wirtspflanzen zählen Senna siamea und Drypetes lasiogyna.
Sandelholz zählt zu den gefährdeten Arten weltweit.
Jetzt sind die beiden gerade auf dem Weg zu einer ihrer Töchter in Esperance. Was für ein Zufall. Diese schöne Stadt steuern wir auch in ein paar Tagen an. Wie schon erwähnt, sind sie beide 70 Jahre, haben 6 Kinder und schon 21 Grosskinder. Sie selbst sind seit einigen Generationen Australier, aber jetzt mit der immer grösser werdenden Familie kommen Schiegertöchter aus Spanien und Russland sowie ein Schwiegersohn aus Deutschland dazu. So wird ihre eigene Familie immer internationaler. Allerdings bleibt ein gemeinsames Weihnachten mit der gesamten Familie nur ein Wunschtraum…

Als wir vom Znacht zurückkommen, ist die Lage unverändert: «We are the one and lonely.»

 

 

 

 

 

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