Nun sind wir gut 3 Wochen hier in den USA unterwegs. Um euch den Lesern unseres Reiseblogs mal etwas ausserhalb vom eigentlich Erlebten zu schildern, hier ein paar Eindrücke über Land und Leute, so wie WIR es bisher erlebt und gesehen haben.
Wir kennen bisher kein anderes Land, was einen solchen Nationalstolz zur Schau stellt wie die USA. Allein schon in L.A. am Flughafen bei der Einwanderungskontrolle: Über allem weht weithin sichtbar die Flagge der USA.
Viele der Highways sind entweder Army Veteranen, örtlichen Persönlichkeiten, oder sonstigen Personen gewidmet, die in der Ausübung ihres Berufes verstorben sind.
Die Menschen, die wir bisher getroffen haben, sind sehr freundlich und interessiert an uns. Sie helfen uns gerne mit Tipps und Infos weiter. Auch wenn wir wissen, dass dies eher alles oberflächlicher als tiefgründiger ist, fühlen wir uns wahr genommen und wertgeschätzt. Was uns auch erstaunt ist, dass wir immer wieder Personen kennenlernen, die einen Bezug zur Schweiz haben, oder hatten.
Hier in den USA ist einfach alles grösser! Die Städte, die Entfernungen, die Regale in den Geschäften, die Strassen, die Autos und deren Sound aus dem Auspuff.
Martha mit ihren 6 Metern Länge ist nur ein Küken unter all den «Normalen». Alle fahren Pickups, in die nur mit einem Treppchen, oder einem Trittbrett eingestiegen werden kann. Und aus jedem noch so kleinen Auto tönt es aus dem 20cm Ofenrohr als Auspuff, wie aus einem Schiffsdiesel. Ein lauter, weithin hörbarer, kerniger und sonorer Sound. Von der vielgepriesenen Lässigkeit beim Autofahren können wir nicht so viel spüren. Alle sind busy unterwegs und es kann meist nicht schnell genug gehen.
Überhaupt scheint es 2 grosse Lager von Autofahrern zu geben. Die einen die ihr Wägeli striegeln und polieren, und die anderen, die den halb abfallenden Kotflügel mit einem Draht festbinden, bevor er noch ganz abfällt.
Wer mag kann sich im Einkaufscenter alles in Plastiktüten verpacken lassen. Hier scheinen die USA noch nicht auf der Höhe der Vermeidung von unnötigem Abfall angekommen zu sein. Überhaupt was Essen und Nahrungsmittel betrifft: Auch hier alles in XXL und in Einwegverpackung – auch wenn der Kaffee nicht «To Go» gekauft wird… Bis auf reine Haferflocken konnten wir noch keine verarbeiteten Lebensmittel finden, in denen KEIN Zucker enthalten ist. Darüber gedeihen denn auch die Bauchumfänge vieler Menschen, die wir in den Walmarts und anderen Einkaufstempeln sehen. Und dies in den USA, die einen grossen Teil der Stars und Sternchen sowie der meisten der sogenannten Influencer hervorbringen. Natural Wasser gibt es im Gegensatz zu allen anderen Lebensmitteln in Kleinmengen in PET-Flaschen – sugarless and vegan 😉 Und hiervon scheinen die Amerikaner auch nicht genug zu bekommen. So für jede kleine Handtasche anscheinend. Sonst ist die Tendenz ja eher zu XXXL Verpackungsgrössen in den XXXL Regalen.
Was wir schon jetzt nach gut 3 Wochen vermissen, ist ordentlich gebackenes Brot (ohne Zucker). Selbst das Organic Brot ist weich und fluffy, wie ein altes Hefeteilchen nach 3 Tagen.
Was uns positiv überrascht hat ist, dass die Nationalparks und die öffentliche Landschaft (BLM, Bureau of Land Management) sehr sauber und nicht vermüllt sind. Wir haben hier noch die erschreckenden Bilder von Spanien im Hinterkopf, wo es immer irgendwo grosse illegale wilde Müllkippen gab.
Da wir die Grossstädte eigentlich meiden möchten, können wir nicht viel zu der oft beschriebenen Armut und den Obdachlosen erzählen. Nur die kurze Stippvisite in Las Vegas ist bestimmt nicht repräsentativ hierfür. Kartin Schmidt (sie hatte uns damals eine Reiseroute für Neuseeland auf eine Papierserviette gezeichnet) erzählte uns an Kurts Geburtstagsparty, dass es in LA bei knapp 4Mio. Einwohnern mehr als 80.000 Obdachlose gibt, die in Zelten an den Strassen entlang hausen… Auf jeden Fall sieht man überall in «Downtown» viele «Homeless People», z.B. in Las Vegas oder auch San Francisco, wo uns einige davor gewarnt haben, die Innenstadt sei leider nicht mehr (überall) sicher. Mehrere Personen haben uns unabhängig voneinander erzählt, an der Ostküste würden Einweg-Flugtickets an Obdachlose abgegeben ins sonnige Kalifornien… Wieviel an dieser Geschichte stimmt, haben wir noch nicht verifiziert.
Die USA scheinen ein Autofahrerland zu sein. Fragen wir nach Restaurants in Gehdistanz, werden wir öfters etwas ungläubig angeschaut. An den Strassen hat es sehr oft ganz rechts extra eine Bike Lane, doch nirgends sehen wir auch nur einen Velofahrer weit und breit. Da gingen wohl Wunsch und Wirklichkeit etwas auseinander…
Immer wieder treffen wir auf Menschen, die wirklich sehr hilfsbereit und aufgeschlossen sind. Sie schauen im Internet nach, wo es noch etwas Tolles für uns zu entdecken gibt, laden uns wie April zum Beispiel im Herbst ein, auf einen Sprung bei ihr in Colorado vorbei zu schauen. Von dieser Offenheit und Herzlichkeit könnten sich viele unserer Mitmenschen in der Schweiz eine kleine Scheibe abschneiden – denn diese gelten ja immer wieder als eher distanziert und zugeknöpft. Auch wenn ich dies persönlich noch nicht so empfunden habe.
Was wir bisher noch nicht gesehen haben, war der «Trumpismus»; nur einmal ein Kleberli an einem PW, sonst sehen wir hier keine Anhängerschaft. Aber die Westküste ist hierfür wahrscheinlich auch nicht eine Hochburg.
Was wir allerdings immer mal wieder sehen, sind doch Werbungen für Schiessplätze, wo der Schütze vom Colt bis zum Maschinengewehr alles ausprobieren darf. Auch wenn das gesamte Land in diesen beiden Dingen mehr als nur zutiefst in zwei fast verfeindete Teile gespalten ist, um so offener ist es für jegliche religiöse christliche Richtung. Im manchen Städten gibt es im wahrsten Sinne des Wortes in jedem neuen Strassenblock eine andere Kirchengemeinde. Hierin scheinen sich viele Amerikaner wohl und wiederzufinden.
Interessant und eigentlich logisch finden wir die amerikanische Regel für’s Rechtsabbiegen. Dies ist erlaubt bzw. erwünscht, auch wenn die Ampel auf rot steht. Achtung auf Fussgänger!
Viel besser als das Pendant in Europa sind die amerikanischen Toiletten 😉 Dank dem vielen Wasser in der Schüssel riecht auch beim grossen Geschäft nichts, da alles sofort ins Wasser plumpst und nicht an der Luft ein Aroma verströmen kann. Ausserdem funktioniert die Spülung meist ähnlich wie bei einer Flugzeugtoilette – alles wird *wusch* in einem Schwung die Kanalisation hinunter gespült, ohne braune Schlieren zu hinterlassen…
Und diese nette Übersetzung hing in einem Restroom eines RV Campgrounds. Nicht wirklich perfekt, aber irgendwie doch verständlich 😉
Grundsätzlich hat es in den USA überall Warnhinweise; nicht immer erschliesst sich uns deren Sinn und Zweck auf den ersten Blick…
In der Zwischenzeit haben wir unsere zwei Lieblingsläden gefunden. Anfangs waren wir schlicht überwältigt vom Angebot und der Grösse eines Walmart oder Safeways.
Brigitte hat uns den super Tip gegeben, mal bei Trader Joe’s reinzuschauen. Die Läden dieser Kette sind übersichtlich, relativ klein, haben gute Produkte inkl. Organic Food, sind preiswert, haben einen sauberen Restroom im Laden (wichtig für Travellers wie uns!) und haben immer eine super Arbeits-Athmosphäre unter den Angestellten. Ein weiterer Laden, der uns gut gefällt is „Goodwill“; ein Broki, das gut bestückt ist, aufgeräumt daher kommt und immer wieder Second Hand Trouvaillen für uns bereit hält.
Last but not least sind wir gute Kunden bei Starbucks geworden – nicht weil uns der Kaffee besonders schmeckt, nein, eigentlich nur wegen des schnellen und freien Internetzugangs für Kunden und Steckdosen an den Tischen für’s Gratis-Laden unserer Laptops.
W.
Was heißt jetzt „ausserhalb vom eigentlich Erlebten“? Das wollen wir doch lesen. Einen neu geschriebenen Reiseführer braucht doch kein Mensch.
Ich fand es immer super auf ein Volk zu treffen, das keinen Selbsthass zelebriert.
Mehr davon!