Martha beim Doc, 3.0

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Da wir ja schon um 8 Uhr den Termin in San Jose haben, stehen wir heute mal etwas später als die Hühner auf. Doch um 6 Uhr ist die Nacht zu Ende.

Nach einer heissen Dusche gibt’s noch einen Kafi so halb im Stehen und um 7 Uhr ist Abfahrt. Wie leider schon befürchtet, gibt’s hier keine mögliche Reparatur für Martha. Wir wurden an den Commercial Shop in der Nähe verwiesen. Die sind eher auf Autos wie Martha eingestellt. Wir sollten uns beeilen, der Arbeitstag hatte erst begonnen und die Chance sofort dranzukommen, ist schon noch gross. Sie benötigen ungefähr 1-2 Std. um sich einen Überblick zu verschaffen. Dann können sie uns auch sagen ob und welche Teile sie bestellen müssen, bzw. sich im Gebrauchthandel danach umschauen müssen.  Das klingt doch mal nach einer konkreten Aussage! Martha wurde auch schon nach kurzer Zeit auf die Hebebühne gefahren. Die beschäftigten Mechaniker haben Freude an Martha. Sie sei in fancy vintage car.

Während Martha begutachtet wird, vertreiben sich JoMa die Zeit zur Abwechselung mal beim örtlichen Burgerking. Es hat zwar keinen Stromanschluss, aber freies WLAN. Da sie noch unwissend sind, wie Diagnose von Marthas Doc ausfällt, sitzen JoMa wie die Maus vor der Klapperschlange wartend vor ihren Kafis und diskutieren die Ziele der Weiterfahrt. Da es ja anfangs Woche ist, gibt es im Gegensatz zum Wochenende mehrere Optionen, wohin es sie verschlagen könnte. Wieder einmal merken die beiden, dass Grossstädte nichts für sie sind.

Auch hier im Industriegebiet sieht man Homeless People. Es gibt in den USA Homeless People, die geregelten Arbeiten nachgehen (oftmals haben sie mehrere Jobs) und nach Feierabend sich wieder in ihr Auto zum Schlafen zurückziehen. Entweder können sie die sanitären Einrichtungen der Arbeitgeber benutzen, oder sie gehen zum Duschen etc. ins nächste Fitness Studio. Doch diese Homeless People hier im Industriegebiet scheinen ohne jede Zukunftsaussicht auf ein anderes Leben.

  • Homeless...
    Homeless...

Wie verabredet, standen JoMa um 11 Uhr vor der Türe. Greg, der Store Manager sagte zur Lenkung eigentlich nichts Neues: Dass es mit dem Ersatzteil schwierig ist und keines am Markt erhältlich sei, jedenfalls nicht auf die Schnelle. Aber was bei Marthas Überprüfung aufgefallen ist, sind die Stossdämpfer vorne (hinten hat Martha ja althergebrachte Blattfedern…). Die sollten erneuert werden und die vorderen Radlager sollten eigentlich auch ersetzt werden. Macht alles Sinn. Die Garagisten scheinen vertrauenswürdig, zielgerichtet und speditiv, wenn auch die Gegend im Sillicon Valley leider etwas teuer ist… JoMa entschieden sich, die Reparatur so in Auftrag zu gegeben.

Wie versprochen, stand Martha dann um 15 Uhr wieder fahrbereit vor der Türe. JoMa tauschten dann gegen 1’528 USD die Autoschlüssel und fuhren mit einem neuen Fahrgefühl. Schon nach ein paar Metern, Fuss oder Meilen merkten wir die Verbesserung: Nach Bodenwellen auf den Strassen schaukelte es nun nicht mehr, wie bei einem Kamelritt in der Wüste, sondern Martha hat nun das Fahrverhalten wie ein Formel 1 Bolide auf der Rennstrecke…

JoMa denken, dass sie die auch noch anstehenden Dinge wie Kühler und Klimaanlage ein andermal erledigen lassen werden. Gemäss Greg ist online ein neuer Kühler verfügbar, braucht zwar etwas Lieferzeit, aber könnte irgendwo bestellt und eingebaut werden. Mit dem Ersatzteil der Steuerung ist es schwieriger. Aber gemäss Greg zwar nicht optimal, aber nicht so schlimm, dass wir nicht weiterfahren könnten. Wir werden uns um dieses Ersatzteil selbst kümmern (müssen), allenfalls bei einem Gebrauchtwagenhändler, der solche Teile ausbaut.

Eigentlich war es etwas anders angedacht, doch Ma zieht es dann doch in Richtung Pinnacles Nationalpark. Auch wenn der Campground im Nationalpark ausgebucht ist, sollte es heute am Montag in der angrenzenden Region noch genügend Platz haben.

So brechen wir in Richtung Hollister auf. Hier hat es verschiedene Möglichkeiten. Doch mittlerweile war es nach 18 Uhr, als wir auf dem 1000 Trails Campground ankamen. Kaum angekommen, kam auch schon der Platzwart in seinem Buggy angefahren, um uns zu sagen, dass wir 5 Minuten zu spät seien – das Office für den Check-In sei schon geschlossen. Auch auf Mas Verhandlungsangebote mit Bezahlen am nächsten morgen, wollte/konnte er nicht eingehen. Er meinte, er würde sonst seinen Job verlieren. Und auch vor der Schranke durften wir nicht stehen bleiben. Eine Empfehlung für eine Alternative konnte er uns leider auch nicht geben. Wir könnten es in Hollister auf dem Parkplatz eines alten Einkaufscenters, gegenüber vom Safeway versuchen. Dort hätten in der Vergangenheit auch schon der eine oder andere eine Nacht mit seinem Camper gestanden. Oder wir können ja auch einfach ins Hotel gehen. Und wofür haben wir dann Martha??

Ma’s Nervosität wegen der Homeless People aus San Jose hatte sich noch nicht gelegt und wurde durch die Suche nach einer Übernachtung auch nicht weniger…

Sollen wir uns irgendwo an einen Strassenrand stellen, natürlich mit der Möglichkeit, dass uns nachts ein Officer herausklopft und uns zum Weiterfahren auffordert? So kurvten JoMa durch die Pampas zurück in Richtung Hollister. Plötzlich, so um gegen 19 Uhr fuhren sie an einer Recreation Area vorbei. Oft darf man da nur tagsüber parken, aber vielleicht stehen ja da keine Schilder und es ist etwas von der Strasse weg. Kurzerhand wird Martha gedreht und kurz darauf stehen JoMa am Eingang der State Vehicular Recreation Area Hollister Hills. Das Parkeingangshäuschen ist, wie vermutet, bereits verwaist. Aber auf dem Schild steht neben Day Use auch was von Camping! Doch die beiden schauten etwas ratlos drein. Jo klopfte etwas verlegen an die eine oder andere beleuchtete Fensterscheibe am Häuschen nebenan. Als die beiden schon entschieden, einfach hier stehen zu bleiben, um an anderen Morgen früh wieder aufzubrechen, erschien plötzlich ein sehr freundlicher und hilfsbereiter Ranger: Viel Platz, 10 Dollar (statt für 76 Dollar im geplanten 1000 Trails Campground), fast alleine, sogar WLAN und heisse Duschen! Für Ma im Moment das Paradies!

Da der Campground sich ähnlich wie der Vierwaldstättersee verzweigt ist, mussten wir uns erst einmal das passende Plätzchen suchen. Leicht erhöht, im Radio Ridge Camping hatten wir einen sternenklaren Himmel in der Nacht. Weit und breit niemand, herrlich die Ruhe. Diese Nacht konnte ohne jegliche Verdunklung mit den Vorhängen geschlafen werden.

Der Park ist eigentlich ein Eldorado für Offroader: Diverse Motorrad Enduro Rundstrecken in verschiedenen Schwierigkeitsgraden durchziehen das grosse Gelände, Tal und Hügel. Aber unter der Woche und insbesondere nach Sonnenuntergang, ist hier Ruhe pur.

 

 

 

  1. Anonym

    Vielen Dank für die unterhaltenden Berichte. Kennt Ihr den Film „Nomadland“? Da geht es auch um die Thematik der Homeless People.
    Grüessli us em Goms, Isabelle

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