Wir erinnern uns: Idaho hat noch eine Stunde mehr an Zeitverschiebung.
Um kurz vor Achti beginnt das Leben hier in Martha. Jo sagt «Trifft sich doch gut, gleich ist es Zoom mit dem Jungs.» Da war das altersschwache Hirni wohl noch fest am Schlafen… Es muss in die andere Richtung gehen. Also 10 Uhr hier in Idaho ist 18 Uhr in der Schweiz und 19 Uhr in Griechenland. Also umsonst losgestürmt und aufgeregt.
Um 9 Uhr ruft Moni, unsere Postministerin, aufgeregt an. Der eingeschriebene Brief vom Strassenverkehrsamt in St. Gallen verheisst beim Durchlesen nichts gutes. Verwarnung! Falls wir nicht innerhalb von 5 Tagen einen gültigen Versicherungsnachweis beibringen können, werden die Kontrollschilder und der Fahrzeugausweis des BMWs eingezogen.
Schluck!! Das kann doch nicht sein. Moni hat den Original-Versicherungsnachweis bei sich diheime auf dem Küchentisch liegen, und Hannah hatte den Fahrzeugausweis zum Nachtragen ans Strassenverkehrsamt nach Kaltbrunn geschickt. Da ist irgendetwas vollkomen quer gelaufen. Leider ist es gerade 5 Min. zu spät, um dort noch anzurufen. Also wird erst einmal ein Mail aufgesetzt, morgen wird nachtelefoniert.
Nachdem Jungs-Zoom gibts für Jo direkt im Anschluss noch einen VideoCall mit Hannah. Es ist schön, sie nach langer Zeit wieder live zu sehen. Auch wenn es nur auf dem kleinen Handydisplay ist.
Es ist bald Zmittag und es gibt noch so Einiges zu erledigen. Waschsalon aufsuchen, und einen freien Campground auf dem Weg nach Jackson suchen. Als weitere Hürde sollte er auch noch zusätzlich günstig sein. Weil eigentlich haben wir ja noch eine Reservation im Sleeping Bear in Wyoming. Der Campground auf dem Weg zum Waschsalon ist ein Kleiner ohne nixx. Und es ist noch alles frei. Diese einfachen Campgrounds sind auch sehr preiswert. In der Regel 15-18 Dollar (zum Vergleich: Der gestrige mit Strom und Wasseranschluss, WIFI und kostenloser Duschi kostete 40 Dollar. Wir wollen nicht meckern schliesslich haben wir ja auch alles genutzt.). Ok, wir können entspannt weiterfahren, es gibt noch freie Plätze.
Der Waschsalon ist fein ausgestattet. Alles grosse und teilweise sehr grosse Waschmaschinen. Es hat sogar zwei extra für Bettdecken. Es herrscht ein reges Kommen und Gehen. JoMa nehmen 2 grosse Waschmaschinen für je 3.50 USD in Beschlag. Nach dem Waschen nochmals je 1.25 USD für je einen Trockner-Durchgang. Bezahlt wird alles mit Quarters sprich insgesamt 38 Münzen. Nur gut, dass es hier einen Wechselautomaten hat. Von den 10 USD, die Jo gewechselt hat, bleiben nur noch 50 Cent übrig…, sowie ein Gefühl, beim Geldspielautomaten gewonnen zu haben!
Ein junger Mann braucht noch etwas Waschmittel und will sich extra eine Packung hier im Waschsalon kaufen. Jo sagt ihm, dass er ihres benutzen kann. So muss er nicht extra was kaufen. So kommen JoMa mit Gordon ins Gespräch. Er ist jetzt hier in Jackson 3 Wochen seinem Hobby, dem Fischen, nachgegangen. Er sei schon viel in den USA zum Fischen unterwegs gewesen. Ausserdem liebt er diese Weite und die einmalige Natur, die dieses Land zu bieten hat. Er findet, dass das Leben noch mehr als nur Stress im Beruf und Stress in den Städten zu bieten hat. In den grösseren Städten werden die Menschen immer mehr zu anspruchsvollen Individualisten, oder einfacher gesagt zu Singles, die zwar in den sozialen Medien einen Haufen (oberflächliche) Kontakte haben, aber im reellen Leben eben nur sehr sehr wenige. Viele wären einfach nur noch wie die drei Affen: Nichts sehen, nichts reden, nichts hören. Diese Mentalität hat so in den letzten 10 Jahren um sich gegriffen. JoMa haben fast das Gefühl, dass Gordon froh ist bei JoMa auf Gleichgesinnte getroffen zu sein. Bisher sind wir noch nicht vielen jungen Menschen hier begegnet, die diesen Schritt wagen. Wenn es Besucher auf den Campgrounds hat, sind es in der Regel ältere Menschen, die nicht mehr im Arbeitsleben stehen und sich jetzt ihre Träume erfüllen. Er findet unsere Martha ein sehr schönen Van. Er freut sich mit JoMa ein Selfi vor Marthas Schokoladenseite (die mit der Meeresschildkröte) machen zu dürfen. Gerne will er uns durch den Blog auf der Reise begleiten. “Hey Gordon, nice to meet you, save travel, take care!” Hope to see you soon again.
Nach dem Waschsalon schauen wir uns noch einen weiteren Campground an, der für morgen auf der Strecke nach Jackson liegt: Mike Harris Campground. Der ist zwar auch mit ohne nixx, aber schöner gelegen als der andere. Die Stellplätze sind etwas grösser und luftiger und er liegt nicht direkt an der Strasse. Als es ans Bezahlen nach draussen geht, merken JoMa dann schon, dass wir alle uns mittlerweile auf über 2’000 m befinden. Es ist recht kühl und es beginnt zu regnen. Auch wenn es in Martha keine Heizung gibt, ist es hier drin noch recht angenehm warm. Später meint Ma dann, dass sie sich doch zum schlafen die zweite Decke nimmt – Gfröhrli halt…
Dass der Campground eigentlich schon in einem Bärenland liegt, sehen wir daran, dass die Aufbewahrungsschränke an den Standplätzen bärensicher sind. Stabile Metallschränke mit Sicherheits-Klinken zum Öffnen. JoMa können sich nicht vorstellen, dass ein Bär die nun aufbekommt. Ausserdem sollen alle Hunde angeleint sein. So können sie nicht in einem gierigen Bärenschlund verschwinden. Meister Petz ist ja im Yellostone Park diheime und der ist nicht mehr so weit von hier weg.
Irgendwie ja Jo etwas Mitleid mit unseren jungen Nachbarn und lädt sie kurzerhand nach dem Znacht noch auf eine Tasse Kaffee zu uns in der trockenen und kuscheligen Martha ein.
Lena (Magdalena) und Jack sind ein junges Pärchen, das hier zum ersten Mal in dieser Gegend Ferien machen. Für Lena, deren Eltern von knapp 20 Jahren aus Bielefeld mit einer Greencard hier in die USA ausgewandert sind, ist es nichts Neues in einem Zelt Ferien zu machen. Mit ihren Eltern ist sie schon bei Wind und Wetter durch die Berge gestiefelt. Was hingegen neu für sie ist, dass es erst von oben herein regnete. Als dies repariert war, kam das Regenwasser von unten durch. Da war es eindeutig an der Zeit für ein neues Zelt. Lena kommt aus Pennsylvania, Jack aus Indiana (in the middle of nowhere in the United States). Noch können sie hier 2 Wochen gemeinsame Ferien machen, bevor Jack mitte Juni seine Stelle als Brückeningenieur antritt. Lena fängt bald ihre Ausbildung zum Veterinärmedizinerin in Minnesota an. Ihre Eltern besucht sie nicht sooo oft, weil einfach 12 Std. Autofahrt alleine nicht so spassig sind. Aber wenn, dann ist sie für mehre Wochen diheime. Nicht nur um sich verwöhnen zu lassen, sondern auch um der elterlichen Pferde Ranch mit gut 7 Acres (etwas mehr als 28’000 m2) tüchtig auszuhelfen. Vom Holzspalten über die Arbeit mit den Pferden ist einfach alles drin. Es ist ein schweres und hartes Leben als Farmer und doch findet sie es befriedigend. Nur die Pferdebesitzer kommen ihr oftmals hochnäsig und arrogant vor.
Beide geben JoMa noch ein paar tolle Tipps, wo es interessante Wanderungen gibt, und wo unbedingt auf Bären aufgepasst werden sollte (nicht vergessen: Anti-Bärenspray mitnehmen!). Morgen brechen die beiden schon früh zu einer Wanderung auf, daher wird der Abend auch nicht mehr ganz so lange. Da Lena auch deutsch spricht, liest sie gerne JoMas Reiseblog. Für Jack wäre es ein guter Einstieg, die Sprache etwas besser zu lernen, schliesslich will er mit Lena später ihre Grosseltern besuchen fahren. Ein Ziel sei es, auch Europa zu bereisen. Wenn die beiden sich noch 2 Jahre gedulden können, sind sie gern gesehene Gäste bei uns im Buen!
Es werden E-mail Adressen ausgetauscht, mit der Hoffnung, dass sich unsere Wege nochmals kreuzen werden.
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