Schon früh brechen wir auf, um dem Grand Teton National Park adieu zu sagen. Obwohl es Samstag und somit Wochenende ist, hat es immer noch verwunderlicherweise Platz im Campground.
Versuchen wir doch mal unser Glück in den Morgenstunden, um vom Mormon Row Historic District ein paar schöne Fotos machen zu können. Schliesslich strahlt schon die Sonne schon wieder herab.
Jetzt sind es noch gut 100 Meilen bis zu unserem heutigen Etappenziel: Madison Campground, inmitten des Yellostone Nationalparks. Doch bevor es so weit ist, sehen wir plötzlich auf einer Wiese eine Herde Bisons friedlich grasen und danieder liegen.
Direkt am Jackson Lake an einer Picknick Area wird noch eine Kafi und Zmüesli Pause eingelegt.
Nach der Karte zu urteilen geht es vom Grand Teton NP direkt in den Yellostone NP über. Richtig. Nach der Hälfte der heutigen Distanz kommen wir zum südlichen Parkeingang des Yellowstone National Parks. Von hier aus sind es immerhin noch 55 Meilen bis zu unserem Stellplatz im Madison Campground. Mit 8987 km² Fläche gehört der Yellowstone zu den grössten Nationalparks der USA. Die Fläche entspricht in etwa der Grösse Korsikas.
Die Teerdecke der südlichen Zufahrtsstrasse in den National Park ist oft durch Teilstücke aus Schotterpiste unterbrochen. Vor einem Jahr hat ein Starkregen viele Strassen über- und weggeschwemmt – 10’000 Touristen mussten evakuiert werden. Rechts und links der Strasse stehen immer wieder schwere Strassenbaumaschinen, die für die vielen Arbeit noch benötigt werden. Die nördliche Zufahrt sei noch schlimmer betroffen gewesen.
Es gilt erst noch zwei Pässe mit 8’400 ft und 8’300 ft zu bewältigen, bevor wir mit dem Old Faithful zum ersten Höhepunkt hier im Nationalpark kommen. Es hat einen riesigen Parkplatz, eine eben nicht kleine Lodge mit Restaurant und Café, ganz zu schweigen von dem grossen Visitor Center. Der Old Faithful ist der bekannteste der Geysire hier im Nationalpark. Er ist inmitten des Upper Geyser Basin. Um dieses Herzstück wurden regelrechte Sitzreihen aufgebaut. Auf Anschlagtafeln wird jeweils der nächste Ausbruch angezeigt. Heute war es 14.49 Uhr +/-10 min. Wir sind über eine Stunde früher hier und so unternehmen JoMa einen Walk durch das Upper Geyser Basin.
Auf Stelzen ist ein verzweigtes Wegenetz angelegt worden. So kommt man nicht in Versuchung, diese empfindlichen Naturphänomene zu betreten und dadurch zu zerstören. Oder mit dem Fuss in eine kochend heisse Quelle zu treten. Oder durch die dünne Kruste in ein kochend heisses Loch zu treten.
Inmitten dieser Menschen sieht man plötzlich Bisons umherlaufen oder einfach auf dem warmen Boden liegen. Sie sind natürlich, in Verbindung mit dieser urzeitlichen Landschaft, sehr willkommene Insta Motive. Ein Glück, wissen diese urwüchsigen Tiere nichts von all dem Hype um sie herum.
An allen Ecken zischt, blubbert und brodelt es. Es riecht nach Schwefel, heisser Wasserdampf entsteigt so manchem Geysir. Pünktlich können JoMa das Old Faithfull Spektakel aus einiger Entfernung von der entgegengesetzten Tribünenseite mitverfolgen. Dabei kommt ihnen im Louvre in Paris der Raum mit der Mona Lisa in den Sinn. Auch hier starrten alle wie gebannt in eine Richtung auf dieses weltberühmte Bild. Hier ist es ähnlich. Nach der 10-minütiger, pünktlicher «Vorstellung» leert sich das «Auditorium» schnell wieder.
Auch JoMa beschliessen, nun auf den Campground zu fahren. Es sind noch ein paar Meilen bis dahin. Auch wenn es ein grosser Campground ist, mit knapp 200 Stellplätzen für WoMo und Camper, sowie nochmals knapp 100 Stellplätze für Zelte hat, macht er nicht den Eindruck eines Autobahnparkplatzes. Es hat viele Bäume und Grün in den einzelnen Bereichen. Und ganz in der Nähe fliesst der Madison River vorbei. JoMa machen einen kurzen Spaziergang dorthin.
Völlig perplex und überwältigt sehen sie direkt auf der anderen Flussseite eine ganze Herde Bisons. Muttertiere mit ihren Jungen, und ein, zwei Bisonbullen. Sie äsen friedlich im Gras. Wie auf Kommando wollen sich die Jungtiere plötzlich bei ihren Muttertieren satt trinken. Als hätte eine innere Uhr zum Zmittag geschlagen. Manche der Tiere durchwaten langsam und bedächtig den hüfttiefen Fluss. Durch eine flache Furt kommen auch die Jungtiere ganz nah bei ihren Müttern, als würde keine Zeitung zwischen sie passen, auch auf die andere Flussseite, teils schwimmend, dort wo der Fluss zu tief wird, um zu waten. Es herrscht eine friedliche Atmosphäre an diesem Abend. Die Tiere auf der einen Flussseite und wir Menschen hier als Zuschauer auf der anderen.
Ein schöner und eindrucksvoller Tag neigt sich seinem Ende entgegen.
Valentin
Was für eine Pappel war das?
Mo
Hmmmh, die Locals sagen „Cottonwood“. Eine dieser Arten wird’s wohl sein: Populus angustifolia (narrowleaf cottonwood), Populus balsamifera (balsam cottonwood), Populus trichocarpa (black cottonwood). Was meinst du?