So hatten wir uns das alle mal in unseren romantischen Vorstellungen gewünscht: Morgens in einer malerischen Landschaft, ohne störende Nachbarn, gemütlich den Kafi bei Sonnenaufgang geniessen und zwischen zwitschernden und streitenden Vögelchen zu zmörgele. Ganz nach Trapper-Art wird das Geschirr im Fluss gewaschen. So wie früher im wilden Westen.
Dieser Ort ist für Petri-Jünger wie gemacht. Schon am Morgen wird die nächste Angelrute neben uns parat gemacht.
Es geht das Tal immer weiter abwärts. Der HW 90 windet sich am Fish Creek und am Clark Fork entlang.
Kurz vor der Staatsgrenze nach Idaho geht’s den Lookout Pass wieder auf 1’500 m rauf. Hier sind wir dann auch schon wieder in der Pacific Zeitzone. Also müssen wir die Uhren wieder eine Stunde zurückstellen.
Das Tal hier ist für seine enormen Silbervorkommen in den letzten beiden Jahrhunderten bekannt. Daher gibt’s hier am Strassenrand auch ständig die rieeesigen Hinweistafeln auf 50’000 Silberdollar Gewinn im nächsten Spielcasino.
Immer wieder sehen wir entlang der Strassen sehr lange und langsam fahrende Güterzüge mit oftmals mehr als 2 Loks vorgespannt. Die Durchschnittsgeschwindigkeit der Züge beträgt ca. 40 km/h. Wegen der weiten Strecken ist das Schienennetz nur in den grossen Zentren elektrifiziert. Ansonsten handelt es sich um Dieselloks, die die Güterwaggons ziehen. Überhaupt hat die Schiene gegenüber Auto und Flugzeug einen sehr schweren Stand. Die einzige noch verbliebene grosse Eisenbahngesellschaften, die AMTRAK, die sich mehrheitlich in Staatseigentum befindet, muss immer wieder mit Budgetkürzungen seitens der Regierung kämpfen. Seit dem der Flugverkehr auch in den dünner besiedelten Gegenden zugenommen hat und preislich attraktiver als die langen und teilweise umständlichen Zugreisen ist, hat dies zu einem weiteren Niedergang des Personenverkehrs zur Folge gehabt. Die einstmals stolzen Bahnhöfe sind herabgewirtschaftet, der Service wie Bordrestaurant, Gepäcktransport und Ausstattung sind stark eingeschränkt bis nicht mehr vorhanden. Ausserdem wurde das Schienennetzt immer weiter reduziert. Nur kurz nach Anschlägen vom 11. September 2001 hatte es wieder eine Fahrgastzunahme. Doch seit einigen Jahren ist die AMTRAK nun leider wieder defizitär.
In Pinehurst wird im Tal, im Pine Café, eine kleine Kafipause eingelegt. Eigentlich dachten JoMa in der Library eine Arbeitspause einzulegen, aber dafür reicht die Zeit nicht so richtig. Also gibt’s hier an der Theke nur einen dünnen Kafi aus Styroporbechern. Wie dieser aus Strohhalmen getrunken werden soll, erschliesst sich den beiden nicht so ganz 😉
Der HW führt weiter durch dichte dunkle Pinienwälder rechts und links der Strasse talabwärts. Nicht steil aber immer und stetig. Da gibt es doch tatsächlich ein Schild, dass es ein paar Meilen weiter jetzt frische Kirschen angeboten werden. „Wo kommen die denn her?“ fragt Ma. „Aus einem Truck“, meint Jo dazu. Hier gibts doch keine Kirschplantagen?!
Jetzt ist es nur noch ein Katzensprung bis zu Craig & Rose in Hayden Lake. Wie angekündigt drücken JoMa pünktlich um 14 Uhr auf den Klingelknopf.
Was für eine Freude bei Ma, diese beiden lieben Menschen gesund und munter nach sooo langer Zeit wieder sehen zu dürfen! Ma war mit den beiden auf gemeinsamen Segeltörns in der Karibik unterwegs – allerdings vor etwas 25 Jahren. Es folgte dann später noch ein Besuch in Hayden Lake, aber seitdem war der Kontakt etwas eingeschlafen. Umso grösser die Freude, dass wir so herzlich empfangen werden. Das ganze Haus ist voll mit Kunst von nah und fern und ausserdem mit den eigenen Bildern der beiden. Ganz wie in einer persönlichen „Craig’n Rose Gallery“. Ausser dass sich die beiden begeistert der Malerei zuwenden, erschaffen sie auch noch Skulpturen aus Ton. Nach dem Lunch im Porch House, wo es köstliche Sandwiches mit Dip («Dippelidous») für alle gibt, werden JoMa zu einer Sightseeingtour durch Hayden Lake, Dalton Gardens und Coeur d’Alene eingeladen. Craig ist unser Chauffeur und Rose die Reiseleiterin. Die Sonne scheint und so ist es eine schöne Tour. Wobei Coeur d’Alene am grossen und weit verzweigten Lake Coeur d’Alene liegt. Hayden Lake, wie der Name schon vermuten lässt am gleichnamigen See…
Nach dieser Tour werden JoMa zu Feier des Tages noch in den Hayden Lake Country Club zum Dinner eingeladen. Hier gibt es ausser der grandiosen Aussicht auf Lake Hayden und die umliegende Landschaft auch eine sehr feine Speisekarte. Der Country Club ist der sehr ansehnliche und bestimmt etwas vornehme Golfclub von Hayden Lake. Für JoMa ist es eine fremde und etwas glamouröse Welt. Ich glaube die beiden würden sich in einem «Minigolfclub» eher diheime fühlen.
Im sehr grosszügigen Haus der beiden – Craig & Rose haben eine grosse Familie, die das Haus anlässlich Familienfeiern gut zu füllen weiss – dürfen JoMa ein Zimmer im unteren Stock mit Blick auf Lake Hayden beziehen. Die Uferböschung ist steil, und so haben Craig & Rose ihre eigene kleine Seilbahn zum Bootsanleger. Das Boot der beiden liegt noch im Winterschlaf. In ein paar Wochen kommt es aus dem Trockendock. Diheime gibt es zum Ausklang noch einen Kaffee und Donuts für alle….
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