Chicken – Federvieh im Gold Rush

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Immer wieder fegen die Sturmböen über uns hinweg. Wie heisse Fönstürme aus den Bergen, kommt es uns vor. Sie schütteln Martha mit all ihren Insassen ordentlich durch. Nicht nur diese Schaukelei mit dem heulenden Wind durch alle Ritzen hält auf Trab, auch die überfallartig gekommene Moskitoplage. Mit dieser haben wir nicht in dieser Menge gerechnet. Die ganze Nacht gibt es immer wieder von Neuem ein Gesummse um die Ohren, was jeweils zu einer plötzlichen Moskitojagd in Martha führt. Ausser diesen beiden Plagen ist es auch noch ungewohnt heiss. Bei offenen Seitenfenstern (mit Moskitonetzen) pfeift der Wind laut durch die Fensterritzen und lässt einen nicht schlafen, oder die «Tropennacht» in Martha bringt einen um den Schlaf. Wir wählen was dazwischen. Doch so ist die Nacht leider nicht die erholsamste.

Die Gebete werden erhört und der Sturm ist einem erfrischenden Wind gewichen. Wegen der Moskitos wird trotz Wärme draussen in Jacke und langer Hose gezmörgelet. Lieber etwas warm haben, als zerstochen werden.

Jetzt kommt gleich die Stunde der Wahrheit, ob es Strom in Tok hat. Es hat!! Vielleicht war es ja nur die halbe Wahrheit… Oder aber, die Jungs hier sind so fix wie auf Vancouver Island und haben sich stantepede aufgemacht, ihre Kettensägen angeworfen und den auf die Stromleitung gefallenen Baum zu Feuerholz gemacht bzw. die Leitung repariert.

Im gemütlichen und ruhigen Visitor Center in Tok geniessen wir die Annehmlichkeit von kostenlosem Kaffees mit Internet sowie hilfreichen Wetter-, Feuer- und Strassenzustandinformationen.
Immer wieder hören wir heimatliche Töne von anderen Besuchern. Hier im hohen Norden sind überraschend viele Schweizer auf Reisen.

  • Brücke über den Tanana River, zwischen Tok und Tetlin Junction
    Brücke über den Tanana River, zwischen Tok und Tetlin Junction

Nach Tok biegen wir auf den Taylor Highway (Alaska HW5), ab der im Winter gesperrt ist, wobei Winter hier mit spätestens 25. Sept. definiert ist. Dieser führt uns morgen dann über den legendären TOP OF THE WORLD HIGHWAY weiter nach Kanada. Der HW windet sich wie eine Schlange durch die Landschaft. Nicht nur kurvig, sondern auch immer wieder mit langen oder auch sehr kurzen Bodenwellen. Wobei die kurzen Bodenwellen schon etwas von Achterbahnfahren haben. Ausser diesen Wellen, Rümpfen und immer wieder Teilstücken mit Schotterbelag, müssen wir unzähligen grossen, zum Teil sehr tiefen, und kleineren Schlaglöchern ausweichen. Durch die erhöhte Sitzposition in Martha kann Jo diese schon meist vorher erkennen. Wir merken während der Fahrt hier in diesem Gebiet, dass der Herbst schon mit seinen Farben Einzug gehalten hat – vielleicht auch, weil die Gegend doch recht trocken scheint. Verschiedene Bäume und Sträucher haben bereits gelbe, orange oder rote Blätter.

Immer öfter fahren wir an Truckgespannen vorbei, die hinten auf dem Anhänger geländegängige Quads aufliegen haben. Jo dachte erst in seiner Ahnungslosigkeit, dass es Touristen wären, die in geführten Touren damit durch die Landschaft fahren. So wie JoMa es in Kalifornien an den breiten Stränden schon sahen. Doch hier sind es keine Strandfahrer, hier sind es Jäger, die damit durch das Jagdgebiet fahren. Nichts so mit Warnweste für den Jagdkollegen, sondern alle in diesen schrecklichen Tarnanzügen.

Nach unzähligen Aufs und Abs, Rechts- und Linkskurven kommen wir dann doch noch früh am Nami bei unserem Ziel, dem Chicken Creek RV Park, an. Hier an der Zapfsäule sagt man Jo, dass es im Moment Jagdsaison für Karibus und Elche sei. Später dann auch für Bären…

  • "Chicken" wird hier zelebriert

Unser Campground ist in einem ehemaligen Goldschürfgebiet. Hier ist der Gold Rush noch lebendig. Überall sind noch Zeugnisse aus diesem kurzen, aber heftigen Rush zu sehen. JoMa machen einen kurzen Spaziergang um den Campground herum. Chicken besteht aus einem Café mit Tankstelle, zwei Wohnmobilstellplätzen, ein paar Bungalows, einem kleinen Gemischtwarenladen und einen Saloon in «Downtown».

Im Gemischtwarenladen, der zugleich auch Gift Shop, Café, Bar und Restaurant in einem ist, dreht sich alles im die «Goldenen Zeiten» und natürlich handwerkliches «Made in Alaska» (oder China oder Bangladesch…).

JoMa geniessen die Sonnenstrahlen neben Martha und hören im Hintergrund den Chicken Creek murmeln.

 

 

 

 

 

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