Sonnenfinsternis und Passfahrten

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Direkt hinter dem Campground geht’s schon los. Der Highway führt uns direkt zum Rocky Mountain Nationalpark. Wir haben etwas Bedenken, ob wir auch diese Höhe von über 3’500 m.ü.M. schaffen werden. Martha ist jetzt nicht gerade als «die Bergziege» bekannt. Langsam, aber sicher geht es stetig bergauf. Wir spüren nicht, dass es eine Anstrengung für unsere Grande Dame ist.

Nach einer knappen Stunde stehen wir in der Schlange zum Parkeingang. Gut, dass wir unsere Durchfahrtsbewilligung haben. Einige andere haben diese offensichtlich nicht – sie müssen nach dem Parkeingang wieder umdrehen. Für uns ist (noch) alles gut.

Im Visitor Center herrscht grosses Gedränge. Die Parkranger bauen Teleskope auf, legen Broschüren aus und verteilen komische Brillen. Jetzt dämmert es uns. Heute kommt es hier zu einer Sonnenfinsternis! Alle sind ganz aufgeregt und möchten die «Eclipse» durch die Sofi (Sonnenfinsternis) Brillen sehen.

Hier kommt nicht ganz zu einer totalen Sonnenfinsternis bzw. konzentrischen Überlappung von Mond und Sonne mit einer Sonnenkorona. Der Mond schiebt sich etwas unterhalb der Sonne davor. Auch wenn für uns die Sonne hell scheinen mag, hat es eine etwas eigentümliche Stimmung mit der Beleuchtung. Ausserdem ist es spürbar kälter. JoMa machen Fotos von diesem Naturschauspiel. Durch die Sofi-Brille können sie dieses Naturereignis bestens beobachten.

Im Visitor Center kommt die Ernüchterung. Der Pass ist oben gesperrt!! Die Passstrasse ist ab der Rainbow Curve auf 3’285 m.ü.M. wegen Eis und Schnee auf der Strasse für die Durchfahrt gesperrt und wird es allenfalls auch für den Rest des Winters bleiben, da die Strasse üblicherweise ab «Mitte Oktober» zu geht. Der einzige Weg für uns ist untenherum. Ist NATÜRLICH wesentlich länger an Strecke und Zeit. Ausserdem kommen wir nicht zum geplanten Stillwater Campground am Lake Granby. Warum dies nicht auf der Website veröffentlicht ist wird nicht beantwortet :o(
Statt der geplanten 2 Std. Fahrzeit hätten wir nun ab hier schon min. 3 ½ Stunden – mit Martha eher länger… Was machen? Wenn wir schon die Bewilligung haben, den Park zu besuchen, so nutzen wir sie auch!

Es geht immer weiter hinauf. Die kurzen eisigen Passagen auf der Strasse meistern wir elegant. An der Rainbow Curve hat es einen gut besuchten Lookout. Trotz Sonnenschein ist es frostig kalt. In dieser Höhe (3’285 m) ist es einfach so!

  • JoMa bei der Rainbow Curve, 3'285 m.ü.M., Rocky Mountain Nationalpark
    JoMa bei der Rainbow Curve, 3'285 m.ü.M., Rocky Mountain Nationalpark

Hecktisch laufen einige kleine Squirrels umher und betteln mit ihrem Jöööh-Effekt bei den Besuchern um Futter. Wir sehen einen kleinen Vogel, der mit seinem langen dünnen Schnabel aus einer kleinen Pfütze Wasser trinkt.

 

Zurück aus dem Park geht es auf den HW36 ab in Richtung Boulder und Denver. Ab jetzt fahren wir aussen um den Rocky Mountains Nationalpark herum statt mitten durch. Dank der guten Wetteraussichten für die nächsten zwei Wochen (sonnig und kalt, aber ohne Niederschläge) möchten JoMa gerne nach Utah, auf die andere Seite der Rockies. Dazu müssen noch einige weitere, hohe Pässe bewältigt werden. Viele der Campgrounds an der Wegstrecke sind schon «out of season».

Bevor die Laune schlechter und der Hunger noch grösser wird, machen wir in einem Tal in der Nähe von Boulder, an einem alten Railway Knotenpunkt, das Zmittag. Warum es so viel Verkehr hat, kann uns niemand so richtig beantworten. Es sei halt immer viel los in Colorado und speziell in Boulder und Denver. Alle wollen am Wochenende noch das sonnige Wetter in der Natur nutzen, bevor der Winter kommt.

  • Heil Valley Ranch, ein perfekter Zmittag-Picknick-Platz
    Heil Valley Ranch, ein perfekter Zmittag-Picknick-Platz

Wir biegen auf die Interstate 70 ab. Von hieraus können wir die Skyline von Denver bestaunen. Unten im Tal breitet sich die Hauptstadt von Colorado immer weiter aus.

Für uns geht es weiter bergauf. Der Interstate 70 Freeway ist eine Ost-West Verbindungsstrasse zwischen Utah im Westen, über Denver, Colorado bis an die Ostküste der USA nach Baltimore, Maryland. Am höchsten Punkt ist die kontinentale Wasserscheide zwischen dem Pazifik und dem Atlantik. Der Eisenhower-Tunnel, den wir durchfahren, ist mit 3’401 m der höchstgelegene Tunnel in Nordamerika. Viele Jahre war er sogar der höchstgelegene befahrbare Autotunnel der Welt!

  • auf der Interstate 70 in Colorado
    auf der Interstate 70 in Colorado
https://bielitzer.ch/travels/wp-content/uploads/2023/10/Eisenhower-Tunnel.mp4

Jetzt geht es 18 Meilen nur bergab. Zwischendurch immer mal wieder Hinweisschilder an die Schwerlast-Trucker, dass sie noch nicht unten angekommen sind und schön im tiefen Gang weiterfahren sollen. Für den Notfall, falls die Bremsen versagen, gibt es mehrere «RUNAWAY TRUCK RAMPS», kurze und sehr steile Ausfahrmöglichkeiten.

Ma hat in Frisco einen RV Park gefunden, der noch offen sein sollte und uns mit allem versorgen kann. Dort angekommen, stehen wir aber vor verschlossener Office-Türe. Der junge Park-Angestellte kommt mit seinem Club Car angefahren, sieht Martha vor dem Eingang stehen und erklärt sofort und ohne Umschweife, dass Martha min. 10 Jahre zu alt ist für ihren Campground. Sie dürfen nur Camper Vans aufnehmen, die max. 20 Jahre alt sind. So ist die Vereinbarung! Da gibt’s auch keine Ausnahme.

Der nächste noch offene Campground sei ca. 1 Std. entfernt, allerdings gegen Süden und nicht mehr auf unserer eigentlichen Strecke. Und mit Schrecken stellen wir fest, dass wir ausserdem über einen weiteren Pass bewältigen müssen. Hier in dieser Gegend gibt es leider keinerlei Möglichkeiten einer «inofiziellen» Übernachtung. Wir sind in mitten mehrerer (mondäner) Skigebiete. Wildes Campieren wird hier nicht gerne gesehen!

Wir biegen auf den HW 9 ab. Über Breckenridge, Blue River und Alma kommen wir nach Fairplay in der Gegend «South Park». Hier ist der Campground, der noch einen Plätzchen für uns frei hat. Doch bevor wir dort ankommen müssen wir noch den Hossier Pass mit 11’539 ft (3’520 m.ü.M.) erklimmen.

  • Hoosier Passhöhe, kontinentale Wasserscheide, 11'539 ft (3'520 m.ü.M.)
    Hoosier Passhöhe, kontinentale Wasserscheide, 11'539 ft (3'520 m.ü.M.)

Im kleinen Grocery Store von Alma wird noch die letzte Zutat fürs Znacht erstanden. Endlich kommen wir am langersehnten Middlefork Campground in Fairplay an. Ma hat verständlicherweise keine Lust mehr zum Kochen. Ausserdem gibt es bei diesem Campground den Luxus, zu Fuss zu einem Restaurant gehen zu können. In der nah gelegenen Brauerei/Restaurant gibts für jeden ein Cowboy Sandwich und ein leckeres, frisch gezapftes Bier (aus einer Auswahl von 10-12).

Die Nacht wird mit 17,5 °F (-8 °C) sehr kalt. Wir heizen nicht die ganze Nacht durch, sind allerdings beruhigt, am Morgen die Heizung wieder einschalten zu können.

Statt zurück auf die Interstate 70 zu fahren, beschliessen JoMa, weiter nach Süden zu fahren zum Great-Sand-Dunes-Nationalpark. Der im Park gelegene Campground hat jedoch erst ab übermorgen Montag wieder freie Plätze. Somit bleiben 2 Nächte in Fairplay.

Morgen ist ein spontan eingeschobener Tag. Etwas Schlaues wird uns schon einfallen, um den Tag zu nutzen.

 

 

 

 

 

 

 

2 Antworten

  1. Valentin

    in breckenridge- Blueriver hatte ich eine Freundin die gut Geige spielte, das in einem -restaurant genannt Bernardino, da ging ich mit einem Hut geldsammeln bei den Kunden, wir konnten so unseren Aufenthalt finanzieren.

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