Jardin de Venus, Bacalar (1)

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Diese Nacht war trockener als die vergangene. Kopfkissen und Matratze blieben trocken. Trotzdem ist die Luftfeuchtigkeit so hoch, dass nichts, was auf der Leine hängt, trocknet.

Ma’s Bauch grummelt immer wieder etwas. Verbesserung ist die Tendenz für Leib und Seele. Mach dem Zmorgekafi gehts pünktlich los. Heute ist es, seit wir in Mexiko sind, eine der längeren Etappen mit um die 230 km. Es herrscht nicht viel Verkehr und wir kommen gut voran. Keine Ampeln, kaum Ortschaften, die mit ihren Topes zum ständigen Abbremsen nötigen. Auch wenn es Ma besser geht, ist es noch nicht gut!

Nach knapp einer Stunde verlassen wir den Bundesstaat Yucatán und fahren in den Bundesstaat Quintana Roo. Hoffentlich ändert sich nicht so viel für uns. Yucatán war für uns bis jetzt der Bundesstaat, der uns am sichersten und am angenehmsten erschien – von den guten Strassen ganz abgesehen. Was die Strassen betrifft, scheint sich nichts zu ändern. Vom Wetter her, wechselt es sich zwischen bewölkt und sonnig ständig ab.

  • Durchs ewige Grün auf einsamer Strasse nach Bacalar unterwegs

Neben der Strasse, auf der wir gegen Süden fahren, wird die neue Bahnstrecke Tren Maya gebaut. Wie der Name besagt, soll diese Strecke in 2 verschiedenen Routen 15 Mayastätten miteinander verbinden. Dies soll nach Vorstellung der Regierung den Ökotourismus fördern. An der Mehrheit der 19 Bahnstationen sollen jedoch auch Gewerbegebiete und Industrieparks angesiedelt werden.
Die östliche Route verläuft an zahlreichen Naturschutz- und Biosphärenreservaten vorbei. Hier sollte vor Baubeginn ein Umweltschutzgutachten erstellt und eine Anhörung der indigenen Gemeinschaften nach internationalen Standards durchgeführt werden. Ein Referendum, an dem im November 2018 nur 1 Prozent der mexikanischen Bevölkerung teilgenommen hat, sprach sich mit 89 Prozent für das Projekt aus, mit dem 20’000 Arbeitsplätze entstehen sollen. Der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen kritisierte die Abstimmung scharf. Die Wähler seien nur über die positiven Auswirkungen des Projekts informiert worden. Ausserdem fehlte eine Übersetzung der Unterlagen, die Abstimmungsphase war zu kurz und die Beteiligung, besonders unter indigenen Frauen, sehr gering. Viele Wahlberechtigte hätten nicht die finanziellen Mittel gehabt, um zu den Wahllokalen zu reisen. Die Mehrheit der Wähler seien städtische Angestellte gewesen.
Im Juni 2023 ordnete der erste Bezirksrichter des Bundesstaates Yucatán die Einstellung der Arbeiten am Tren Maya in mehreren Bereichen an. Für die Abholzungs- und Rodungsarbeiten sind keine Genehmigungen eingeholt worden. Dies kann dazu führen, dass lokale Gemeinschaften und Organisationen irreparable Auswirkungen auf ihr Recht auf eine gesunde Umwelt erleiden. Nachdem Mexikos Präsident Obrador die Bauarbeiten per Dekret als Angelegenheit der «nationalen Sicherheit» eingestuft hatte, wurde jedoch weiter gebaut und am 15. Dezember 2023 als erstes Teilstück die knapp 500 Kilometer lange nordwestliche Strecke zwischen Cancún und Campeche eröffnet.

Wir sehen entlang der Bahntrasse Kolonnen von Baustellen-LKWs. An den jeweiligen Baustellenzufahrten werden mehr oder weniger heftig und eifrig Fahnen geschwungen, die auf kreuzende LKWs aufmerksam machen sollen.

Auf halber Strecke unserer heutigen Etappe liegt «in the middle of nowhere» die Stadt Felipe Carillo Puerto mit ihren 30’000 Einwohnern. Ca. 5 km vor dieser Stadt fahren wir an einer offenen, riesigen Mülldeponie vorbei, bei der uns zuallererst die umherfliegenden und umherhüpfenden Geier auffallen. Wir sind froh, haben wir die Fenster geschlossen und dass kein heisser Sommer ist. Ein kleiner Bulldozer kämpft sich mühevoll durch die Halde.

  • Städtischer Müllwagen der etwas anderen Art....

Hier in Felipe Carillo Puerto machen wir einen kurzen Halt. Als Marthas Türen geöffnet werden, merken wir erst, wie heiss es draussen ist. Der Rest der Strecke verläuft so, wie der erste Teil. Nur ohne das Zwischenspiel mit der Müllhalde – was nicht heisst, dass es hier keine gibt!

Zu unserem Campground Camping Jardin de Venus in Bacalar müssen wir eine Schleife fahren. Bei der direkten Zufahrt sind die Bäume und Sträucher zu dicht und die Äste hängen zu tief. Ma hat Angst, dass wir mit Martha nicht durchkommen. Zumal es keine Wendemöglichkeiten gibt.
Als wir ankommen, sehen wir als erstes einen grossen Schweizer Truck mit Schaffhauser Kennzeichen. Wir sagen kurz «Hoi zäme, händer’s guet?» und suchen dann Olga, die Chefin. Die ist nicht da, kommt aber gleich. Ihr Tätschmeister meint, wir sollen uns die Zeit bis dahin doch mit einem Kafi vertreiben. Auf dem reservierten Platz steht noch ein PW, dessen Fahrer noch auf einer Bootstour durch die Lagune ist.

Jo kommt mit der Tochter der Schweizer Familie, Lesley, ins Plaudern:
«Woher kommt ihr denn aus Schaffhausen?»
«Wir kommen nicht aus Schaffhausen, wir kommen vom Walensee.»
«Woher denn da?»
«Aus AMDEN
«Das git’s ja nöd…»

So klein ist die Welt. Amden, unsere Heimat, hier so nah auf dem Campingplatz an der Lagune von Bacalar in Mexiko.
Erfreut kommt Hansruedi zu uns. Er erklärt uns, in welchem Haus sie wohnten: Vor dem Dorfeingang. «Bruggstrass, da wo’s das gääle Buurehuus hät – s’Bruggacher.». Auch Hansruedi, Taryn mit Lesley haben schon vor vielen Jahren über ihre Reisen in der AmmlerZitig etwas schreiben dürfen.

Hier in Bacalar ist es merklich wärmer, als an der Küsten in Celestun, auch wenn hier direkt der See bzw. die Lagune am Campground ist. Jo wünscht sich mindestens 15 Grad weniger so kurz vor dem Einschlafen…

 

 

 

 

 

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