Querbeet durch Belize

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Nerie verlässt das Haus schon sehr früh am Morgen wegen eines Notfalls. «Wenn wir Abfahren, sollen wir einfach das Tor schliessen», textet sie Ma nach dem Aufstehen. Ma möchte zügig aufbrechen, weil sie nicht weiss, wie die Strassenverhältnisse zum San Miguel Campground sind. Es gab die letzten Tage immer wieder, teils heftige, Regenschauer und die Strasse zum Campground ist eine Schotterstrasse. Der grösste Teil des Strassennetzes von Belize ist unbefestigt. Daran müssen wir uns noch gewöhnen. Oder uns nur auf den asphaltierten Hauptstrassen bewegen 😉

Es gibt eine Planänderung. Da Jo die hohen Temperaturen und die hohe Luftfeuchtigkeit zu schaffen machen, sucht Ma einen Ort möglichst hoch oben – falls es dies in Belize überhaupt gibt. Sie wird fündig mit einem Campground auf 400 m.ü.M. in der Nähe von San Ignacio, wo sie eigentlich erst am Ende der Reise von Belize hin wollten, da dort in der Nähe der Grenzübergang nach Guatemala ist. Da aber Belize ein kleines Land ist, können wir auch schon mal vorab einen Abstecher dahin machen…

  • Über Nacht entstanden. Spinnennetz an Marthas Rückseite. Ein blinder Passagier!
    Über Nacht entstanden. Spinnennetz an Marthas Rückseite. Ein blinder Passagier!

Mit einem guten Schwung und etwas Geschick kommt Jo bei der Abfahrt gut durch den Sumpf am Uferweg bei Nerie. Nach 10 km kommen wir an einer Tankstelle vorbei. Diese sind in Belize nicht so häufig. Wir fahren rechts ran. Obwohl Belize aus British Honduras entstanden ist und zum Commonwealth gehört, gibt es einen grossen amerikanischen Einfluss. Die Masseinheit für Volumina ist Gallone, die Geschwindigkeit wird in Mph angegeben, die Währung heisst Belize Dollar (BZD) und wird fix zur halben US Währung gehandelt. Der Preis für Benzin per Gallone beträgt knapp 12 BZD was ca. 6 USD entspricht. So teuer war der Treibstoff selbst in der entferntesten Ecke in Alaska nur in seltensten Fällen. In Laredo in Texas, wo der Treibstoff recht günstig war, mussten wir keine 3 USD per Gallone bezahlen. «Tja, hätten wir in Mexico besser nochmals vollgetankt», denken sich JoMa. Den Gastank füllen wir auch direkt auf. Auch wenn es erst nächste Woche im Kalender eingetragen ist. Man weiss ja nie… Hier dasselbe preisliche Erlebnis…

Noch keine 5 min. weiter kommen wir zur ersten Polizeikontrolle. Langsam rollen wir heran. In Mexiko wird man dann entweder per Handzeichen darauf hingewiesen anzuhalten, oder man wird durchgewunken. Falls der Polizeiposten nicht schläft, oder nicht von seinem Handy aufschaut oder einfach nur keine Lust zum Durchwinken hat…

Hier gibt es keinerlei Reaktionen des Polizisten. Jo hält lieber mal an. Wir werden bestimmt, aber nicht gerade unfreundlich, zurechtgewiesen, dass wir bei dem Stoppschild anhalten sollen, und nicht hier ca. 1 m danach. Der Polizist meint, dass irgendetwas mit unserer Versicherungsvignette nicht stimme. Sie sei nur für einen Tag gültig und nur für den 23. Heute ist der 25. Uns ist es etwas unverständlich, was er damit meint. Ist doch eigentlich bestens. Gilt seit 2 Tagen und noch weitere 28. Doch der Polizist weisst uns 2x auf diesen Umstand hin. Er fragt bei seinem Kollegen nach, was da nicht stimmt. Nach zwei, drei Sätzen des Kollegen scheint alles OK zu sein. «Driver Licence!» Jo zeigt seinen internationalen Führerschein, der auch in Englisch übersetzt ist. Vorder- und Rückseite. Doch der Polizist meint, er komme mit dem Ding nicht klar und weiss nicht, was da alles geschrieben steht. «Komisch» denken sich JoMa. Ist doch alles genau beschrieben und hat in der Vergangenheit immer ausgereicht. Wir üben uns in Geduld und weisen darauf hin, dass die Übersetzung im Führerausweis ist. Kurz darauf wird es dem Polizisten zu mühsam. Er gibt auf und winkt uns weiter… «Der war jetzt aber nicht die hellste Kerze auf der Polizeitorte», sagen JoMa zueinander. Die zweite Kontrolle schaut nur kurz auf die Vignette und weiter geht’s. Die dritte winkt uns gleich durch….

Jo hat gelesen, dass der Belize Zoo ein Besuch wert sei. Das Praktische ist, dass er auf dem Weg liegt. «Fahren wir mal auf den Parkplatz, schauen wie voll er ist und dann schauen wir weiter…» Die Zufahrt ist halb versteckt und der Parkplatz kommt uns ungewöhnlich klein vor und ist auch max. zur Hälfte besetzt. Entgegenkommende Touristen meinen, dass er einen Besuch wert ist.

Wir wähnen uns in einer anderen Zeit. Keine Drehkreuze mit Scannern oder all der gleichen. Alles ist in die Jahre gekommen und versprüht einen gewissen Charme vergangener Zeiten.
Direkt am Eingang läuft uns ein Aguti (eine Art «Riesenmeerschweinchen») über den Weg und ein imposantes Leguan-Männchen schlängelt sich quer zum nächsten kühlen Schattenplatz. Hier im Zoo kommen sich JoMa vor, als wären sie mitten im Dschungel. Alles ist ein wenig verwildert und sich selbst überlassen. Nur die Gehege der Raubvögel und Raubtiere geben etwas mehr Sicherheitsgefühl.

  • Unsere erste Begenung im Belize Zoo: Ein ausgewachsenes Aguti und ein Leguan kreuzen unseren Weg
    Unsere erste Begenung im Belize Zoo: Ein ausgewachsenes Aguti und ein Leguan kreuzen unseren Weg

Ein Tapir döst während der Mittagshitze im kühlen Schatten. Nur ein paar Spider-Affen hangeln sich durch die Bäume und über die aufgespannten Kletterseile.

 

Gebannt schauen JoMa im Ozelot Gehege nach dieser Raubkatze. «Die liegt doch sicherlich in einem der Bäume und ruht sich aus», denken sich die beiden. Plötzlich sehen sie diese herrlich gemusterte Raubkatze mit einem tiefen Fauchen umherstreifen. Sie hätten nie gedacht, dass ein kleiner Körper ein so tiefes Fauchen hervorbringen kann. Er sucht etwas im Boden, zieht und zerrt an einer Knolle herum, um dann wieder im Dickicht zu verschwinden.

 

«Vielleicht haben wir ja etwas Glück und sehen auch einen Jaguar?» JoMa haben sogar etwas mehr Glück und sehen je ein Männchen und Weibchen dieser herrlichen Grosskatzen. Die beiden Spielen und Fauchen miteinander herum. Das noch junge Männchen scheint in der Pubertät zu sein, jedenfalls scharwenzelt es um das Weibchen herum.

 

Etwas weiter liegt ein Puma entspannt im Schatten und lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Das junge Krokodil – eindeutig der Liebling des Zoos – lässt nur seine Schnauze aus dem Wasser ragen. Ein grosses älteres Krocki liegt, wie man es kennt, träge und bewegungslos und scheinbar dösend im Gebüsch. Ein paar junge Brüllaffen spielen und necken sich gegenseitig in luftiger Höhe über JoMas Köpfen.

 

Zum Schluss sehen JoMa noch zwei Jaguarundi – eine Art, von der sie beide vorher nie gehört haben. Dazu meint Wikipedia: «Der Jaguarundi, auch Wieselkatze genannt, ist eine Katzenart des südlichen Nordamerikas sowie Zentral- und Südamerikas. Sie ähnelt in der Gestalt entfernt einem Marder.» Das schmale und schlanke Männchen läuft aufgeregt hin und her und kommt nicht zu Ruhe. Das Weibchen im anderen Gehege lässt sich von dem nervösen Männchen nicht anstecken und sucht sich einen bequemen Platz zum Ruhen.
Alles in allem bietet der kleine und unscheinbare Zoo viel mehr, als er auf den ersten Blick erahnen lässt!

 

Auf dem Weg zum heutigen Tagesziel kommen wir an der Landeshauptstadt Belmopan vorbei. Hier hat Ma einen grösseren Supermarkt ausfindig gemacht. Von der Fläche recht gross. Die Gänge sind ungewohnt breit und kurz. Der kleine VOLG bei uns diheime in Amden hat fast mehr zu bieten… Für etwas Gemüse, ein Joghurt, 2 Pack Haferflocken, ein Brot, eine Milch, eine Rolle Pringels, ein paar Würstchen und 6 Flaschen Wasser werden JoMa etwas mehr als 140 BZD berechnet. WTF, denkt sich Jo. Es ist ja ALLES so teuer hier in Belize.
Gott sei Dank ist der nächste ATM in der Nähe und liegt auch auf der Strecke. Nach 2 erfolglosen Versuchen geben es JoMa auf. «Lass uns noch im Hellen beim Campground ankommen. Das ist für heute wichtiger».

Die Strasse wird kurvig und in kleinen Steigungen geht es die letzten 10 km immer weiter rauf bis auf 420 m. Dies scheint für Belize schon recht hoch zu sein…

Unser Camp-Host im San Miguel Campground kurvt mit seinem Aufsitzrasenmäher zwischen den Bäumen umher. Als er uns sieht, lässt er alles stehen und liegen und kommt auf uns zu. Der Campground ist gross, leer und in 5 Campsites aufgeteilt. Wir sind die einzigen Gäste und haben die freie Platzwahl. JoMa entscheiden sich für einen Platz in der Mitte, nahe bei den Duschen und WC’s und neben einer Palapa mit Hängematte. Ob es Moskitos hat? «Normalerweise nicht, aber da er gerade mäht hat es schon viele dieser Plagegeister», meint der Camp-Host.

  • Jo's new best friend: Der Kater des Camp-Hosts
    Jo's new best friend: Der Kater des Camp-Hosts

Als wir uns noch im Abendlicht platzieren, schaut Jo sich Martha an. Oh SCHRECK!! Das schon mehrfach lädierte vordere Solarpanel ist dieses Mal noch ärger umgeschlagen, als auch schon. Ein richtiger grosser Knick. «Ob das denn noch funktioniert?» fragt sich Jo. Es ist etwa die Stelle, die schon einmal umgeschlagen ist. JoMa haben das Panel rundherum mit Klebeband abgeklebt und jeweils monatlich überprüft bzw. wieder ausgebessert. Das hat diesmal leider nicht gehalten. Die Winde waren die letzten Tage und heute auch wohl zu heftig geweht.
Der Camp-Host kann Jo seine grosse Leiter ausleihen. «Heute nicht mehr, morgen Vormittag sehr gerne», meint er.

JoMa merken beim Sonnenuntergangs-Bier sehr schnell, dass sie leichte Opfer von unzähligen grossen und kleinen Blutsaugern werden. Jo ist durchgeschwitzt, genervt und schon etwas müde. Obwohl es mit kurz nach 6 noch recht früh ist. Er stellt sich unter die belebende kalte Dusche. Hierbei sieht er, dass seine dünnen Hühnerbeinchen schon recht zerstochen sind. Nicht nur die grossen Moskitos, sondern auch diese kleinen schwarzen Minifliegen beissen sich an ihm fest. Im Gegensatz zu Ma ist er kein Freund von irgendwelchen Anti-Mückenmitteln. Die kleben immer so auf der Haut und an den Fingern, findet er. Anmerkung von Ma: Das meint sie auch. Aber noch wichtiger ist ihr, die Prävention gegen Krankheiten, die die Blutsauger übertragen… Da beisst sie halt lieber in den sauren Apfel.

Um die kühle, frische Brise in Martha zu lassen, lässt er über Nacht die Hecktüre auf. Mit dem Mückennetz sollte auch kein Plagegeist reinkommen. Um 20 Uhr fällt Jo schon in tiefen Schlaf! Mitten in der Nacht hört er Hundegebell und merkt auch, dass es regnet. Toll! Es ist noch nicht richtig nass in Martha, aber Ma findet es gar nicht lustig. Das mit den Hunden auch nicht! So geht die Nacht doch mit Regen weiter…
Dank der kühleren Temperaturen schläft Jo dennoch tief, fest und lange wie ein Baby.

 

 

 

 

 

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