Heute ist der Tag der Fragen:
- Am Morgen: “Where are the Crocs?”
- Am Mittag: “Wie geht’s weiter?”
- Am Abend: “Wo ist die Schüssel?”
Beim Zmorge-Kafi war die Welt noch in Ordnung. Später fiel dann die Frage nach der angedachten Zwei-Stunden-Croci-Tour. Mist, die haben wir verpasst! Unsere Nachbarn wussten es besser…
Einer der Touranbieter ist direkt auf der anderen Strassenseite. Seine erste Bootstour geht um 8.30 Uhr los. Das passt! Im Preis inbegriffen ist die zweite Tour, etwas weiter flussabwärts. Es ist so abgestimmt, dass wenn die erste Tour zu Ende ist, wir die nachfolgende noch knapp schaffen könnten.
Punkt halb 9 geht’s los. Unser Boot ist mit 5 Gästen eher leer als voll. Ein paar Fische tummeln sich nah am Boot. Ma lugt interessiert über die Reeling. Plötzlich spuckt einer der Fische Ma’s direkt ins Gesicht – mit einer unglaublichen Geschwindigkeit und Wucht. Ma ist ganz überrascht. «Oh, Schützenfische! Davon habe ich gehört, aber sie noch nie live gesehen. Phantastisch!» Sie spielt nochmals mit den Fingern an der Reeling. Und prompt wird der Finger treffsicher angespuckt, in der Hoffnung, dass es doch eher eine Fliege als Beute ist, statt Ma’s Finger.
Unser Skipper tourt mit uns den Daintree River etwas flussaufwärts. Er erzählt uns viel über den Fluss, über die Mangroven und die Tiere, die hier am und im Fluss leben. Wir sehen drei wundervolle Baumschlangen, wie sie wie leblos im Geäst der Mangrovenbäume liegen – bis sich die eine langsam davon schlängelt. Wir sehen Kormorane, wie sie ihre nassen Flügel der Sonne entgegenspreizen.
Auf dem Retourweg fragt sich dann auch unser Skipper «Where are the Crocs?» Keines lässt sich heute blicken. So ist halt die Natur. Versuchen wir unser Glück mit der zweiten Tour.
Gestärkt durch Kafi und Zmorge machen wir uns etwas später auf den Weg zur übernächsten Tour. Zeitlich passt das so hervorragend zusammen.
Auch diesmal ist das Boot eher leer als voll. Kaum heisst es Leinen los, sehen wir auch schon ein kleineres, vielleicht 2- bis 3-jähriges Krokodil. Hurra, wir können unser erstes freilebendes Krokodil beobachten. Um uns herum sind noch einige andere Touranbieter auf dem Fluss unterwegs. Die Skipper informieren sich gegenseitig über Funk, an welcher Stelle eine dieser urzeitlichen Echsen zu sehen ist. Später sehen wir ein zweites, weibliches Krokodil träge am Flussufer liegen. Und noch paar Minuten später sehen wir ihn: Scarface, ein mächtiges männliches Krokodil. Er ist hier der Chief dieses Flussabschnitts. Seinen Namen verdankt er seinen vielen Narben. Diese hat er über die Jahre in den vielen Revierkämpfen davongetragen. Mögen Krokodile auch stundenlang völlig bewegungslos an einer Stelle verharren, sind sie in der Lage, sich jederzeit explosionsartig auf Beute zu stürzen. Vögel oder andere Tiere halten deshalb meist einen Sicherheitsabstand ein, um nicht als Snack in seinem Magen zu landen. Hatten wir heute morgen das Glück, herrliche Baumschlangen sehen zu dürfen, entgeht uns auf dieser Tour leider dieses Vergnügen. Tatsächlich, auf der Rückfahrt sehen wir den mächtigen Scarface immer noch am gleichen Ort.
Heute war das Krokodilglück ganz auf unserer Seite.
Ein paar interessante Fakten zu Krokodilen: Krokodiele gibt es seit ca. 230 Millionen Jahren – sie gehören deshalb zu den ältesten Lebewesen auf der Erde. |
Während wir weiter unserer Route entlangfahren, sieht Ma in der Karte, die sie aus einem der vielen Infoständer entnommen hat, dass die Strasse zwischen Cape Tribulation und Cooktown, unserem morgigen Ziel, nur mit 4×4 Fahrzeugen befahrbar ist. Wir beschliessen entweder im Infocenter oder an der Tankstelle nochmals genau nachzufragen. Die nette Frau Tankwart bestätigt dieses. Sie selber sei erst vor kurzen dieses Teilstück mit ihrem 4×4 gefahren. Es sei steil auf und ab, gehe durch einige Flüsse und sei teilweise nicht nur sandig und schlammig, sondern auch glitschig…
Aha. Kommen wir also zur zweiten Frage des Tages: «Wie geht’s weiter?» Drehen wir jetzt schon wieder um, oder bleiben wir hier? Wir bleiben und finden einen schattigen Platz im Cape Tribulation Campground, direkt am Strand unter den ersten Bäumen. Wir hören die Wellen rauschen.
Während Ma die zweite Frage mittels neuer Planung beantwortet, baut Jo den Fahrersitz aus. Er hofft immer noch diese leidige Ersatzteilnummer des Kompressors der Klimaanlage finden zu können. Doch auch diesmal Fehlanzeige. Alles wieder retour und eingebaut.
Zum Znacht taucht dann völlig unvermutet die dritte Frage auf: «Weisst du, wo die grosse Salatschüssel ist?» «OH NEIN, die habe ich heute morgen im Spülbecken vergessen», entfährt es Jo. Morgen auf dem Retourweg kommen wir fast wieder dort vorbei. Dann machen wir den kurzen Schlenker, um wieder komplett in der Küche zu sein.
Morgen wiederholen wir unser Zmorge-Strand-Ritual. Mit einem heissen Kafi im Becher setzten wir uns an den Strand und lassen den Tag entspannt beginnen…
Gaby
Das Cape Tribulation und der dortige Campground war einer meiner Lieblingsorte auf unserer Tour 2007. Der Ort hat irgendwie etwas Magisches. Ich erinnere mich bis heute sehr gerne an die Strandspaziergänge dort oben. Danke, dass ich das durch Eure Berichte grad wieder ein wenig fühlen darf! 🙂
Mo
Freut uns sehr, wenn wir schöne Erinnerungen wach werden lassen dürfen! 😎🤩😎