Wir verabschieden uns am Vormittag von Garry mit den Worten, dass wir uns am Abend in Grande Prairie zum Tea Dance wiedersehen werden.
Wie es der Wetterbericht vorhersagte, wird es ein warmer und sonniger Tag. In Dawson Creek machen wir ein kleines Fotoshooting bei der berühmten Mile „0“. Hier beginnt der lange Alaska Highway. Von Fairbanks, dem nördlichsten Punkt unserer Reise, bis hierher sind es 1’523 Meilen (rund 2’500 km).
Hier in Dawson Creek machen wir auch gleich eine Pause, um den Hunger etwas zu stillen.
Wir merken an der sich veränderten Landschaft, dass wir Grande Prairie immer näherkommen. Die Wälder weichen immer mehr grösseren Getreidefeldern. Diese sind nicht wie in den USA rechteckig, sondern werden durch natürlich gewachsene Baum- und Buschreihen begrenzt. Die Sicht wird immer freier und wir geniessen es, die weite Landschaft bestaunen zu dürfen. Wir fahren an goldgelben Getreidefeldern und an schon abgeernteten Stoppelfeldern vorbei. Statt Gaspipelines sehen wir immer mehr Getreidesilos, die in zentraler Stelle für viele Felder der Sammelpunkt sind. Grosse Strohballen liegen auf den Feldern zur Abholung bereit.
Kurz nach Dawson Creek überqueren wir die Staatsgrenze zu Alberta. Wir wissen, dass Alberta der kanadische Bundesstaat mit den meisten und den verheerendsten Waldbränden der letzten Jahre ist. Was wir nicht wissen, ist, dass uns eine Stunde Zeit «gestohlen» wird. Als wir in Dawson Creek nach unserer Pause wieder losfuhren dachten wir, dass wir bis zur Eröffnung des Tea Dance noch eine knappe Stunde Zeit haben, um im Campground einzuchecken und uns etwas «aufzubrezeln». Doch ehe wir uns versehen, ist die Stunde weg. Glücklicherweise ist unser Campground in 5 min. Gehdistanz zur Tea Dance Veranstaltungsort. Im grossen Polytechnikum verlaufen sich JoMa erst ein kleines Stück. Aber zum Schluss finden sie den Veranstaltungsort: Es ist die Turnhalle des Colleges. Ein nüchterner mit Neonlicht beleuchteter Ort, der bis jetzt keinen Charme einer traditionellen Aufführung der First Nations versprüht.
Umso herzlicher werden wir von Garry, Paula und Shelly empfangen. Wir dürfen uns zu ihnen setzen und uns am Buffet mit kostenloser Verpflegung bedienen.
Garry mit den Drummern des Doig River Tribes eröffnen die Veranstaltung. Wenn man die Augen schliesst und sich auf den Gesang mit den monotonen Trommelschlägen einlässt, kann man sich gut die hypnotische Wirkung dieses Zusammenspiels vorstellen.
Als die Drummer der heimischen Cree ihre Trommelstöcke schwingen, füllt sich der Kreis der Tanzenden. JoMa bekommen einen Eindruck und Einblick über und in die Gesänge, die Bedeutungen und Rhythmischen Schritte während dieser Darbietung. Das Tanzen soll auch eine „heilende“ Wirkung für die First Nations haben. Es soll mithelfen, die eigene Kultur wieder zu entdecken und wieder zu leben, die Gemeinschaft zu pflegen und Traumata der Vergangenheit zu heilen.
So wie es den Drummern des Doig River Tribes erlaubt war, den Trommelreigen zu eröffnen ist es ihnen beschieden, diesen auch zu beenden. Ein letztes Mal für diesen Anlass schlägt Garry auf seine Trommel ein.
Wir sind nicht mehr den Lärm und den Verkehr einer Grossstadt gewöhnt. Grande Prairie ist mit über 65’000 Einwohnern die grösste Stadt im nordwestlichen Teil von Alberta. Im Campground hören wir nicht nur Verkehrslärm, sondern auch Flugzeuge, den tutenden Zug und viele bellende Hunde, die beim nahen See Gassi geführt werden.
Morgen brechen wir weiter in Richtung unseres grossen Ziels Jasper Nationalpark auf. Mit unserer schon etwas in die Jahre gekommenen Martha sind es noch 2 Tagesetappen bis dorthin.
Valentin
Schaut mal auf die Schuhe der Tänzer. da giebt es alles.