Schön, dass die Sonne schon am Horizont aufgegangen ist, als sich in Eneli das erste Leben zu regen beginnt. Um 10 Uhr haben JoMa mit Cosmo in Neuseeland, nähe Auckland, einen Video-Call zu einem möglichen Camper für den Reisetrip der beiden nach Neuseeland. Eneli ist schon nicht gerade riesig, doch der Van von Cosmo ist nochmals um 40 cm kürzer, was JoMa sofort auffällt und erheblich ins Gewicht fällt. Sonst ist er top, wenn er doch nur 40 cm länger wäre! Nach gut einer halben Stunde heisst es bei JoMa dann: «Cosmo, we’ll think about it and send you a message in the next days.»
Um heute bei dem sonnigen Wetter nicht in endlose Diskussionen zu verfallen, machen wir uns nach dem Zmorge auf den Weg in Richtung Moora. Wie schon die letzten Tage, seit dem wir unsere Freunde John & Joan in Fremantle verlassen haben, sehen wir auch heute wieder kräftig gelbe, fast endlose Rapsfelder auf der einen, und satt grüne Getreidefelder auf der anderen Seite. Es besteht kein Zweifel, dass wir uns in Australiens Wheetbelt befinden.
Der Wheatbelt in Western Australia erstreckt sich nordöstlich und östlich von Perth über eine riesige Agrarlandschaft, die vor allem durch Weizenanbau, Schafe und Schafwolle geprägt ist. Auf einer Gesamtfläche von 155’000 km2 leben gerade mal 75’000 Einwohner. Damit ist der Wheetbelt ca. 4x grösser als die Schweiz. Der Name verweist auf die intensive Weizenproduktion, aber die Region liefert auch grosse Mengen Wolle, Lammfleisch, Honig, Orangen und Schnittblumen.
Historisch entwickelte sie sich vor allem nach dem Rückgang des Goldrausches und profitierte von Infrastrukturinvestitionen wie Eisenbahnen und Förderprogrammen. Ursprünglich war der Wheatbelt mit vielfältigen Eukalyptuswäldern und Mallee-Landschaften bedeckt. Die Mallee-Landschaft ist eine typische Vegetationsform im Landesinneren Australiens. Sie besteht aus niedrig wachsenden Eukalypten, die nicht nur einen Stamm, sondern viele dünne Stämme aus einem unterirdischen Wurzelstock treiben. Diese Besonderheit macht sie widerstandsfähig gegen Trockenheit und Buschfeuer. Zwischen den Bäumen wachsen zahlreiche Sträucher und Wildblumen, sodass die Mallee trotz der kargen Bedingungen eine erstaunlich vielfältige Pflanzenwelt beherbergt. Heute ein grosser Teil der Mallee-Landschaft durch landwirtschaftliche Nutzung reduziert. Dennoch verfügt die Region eine der höchsten Biodiversitäten in ganz Australien: Über 11 % der landesweit als kritisch gefährdet eingestuften Pflanzen kommen hier vor! Bekannt ist die Region aber besonders für ihre Wildblumenpracht: Von Juli bis September verwandeln Winterregen die sonst eher trockene Landschaft in ein farbenfrohes Blütenmeer aus Everlastings, Orchideen, Grevilleas und Akazien. |
Heute gondeln wir nicht ganz so gemächlich wie gestern durch die Landschaft, doch immer noch gemütlich genug. Im Buntine Nature Research machen wir über eine kurze Gravelroad einen Abstecher zu den Buntine Rocks. Auf dem kurzen Fussweg zu den runden Felsen fallen wieder seltene und unscheinbare Wildblumen ins Auge. Die runden Felsen sind nur knapp 15-20 m hoch, doch bieten sie einen schönen Rundblick auf die umliegenden Felder. Nur das Naturreservat mit seinen Büschen, Bäumen und kleineren freien Flächen ist eine Unterbrechung in den sonst eher eintönigen landwirtschaftlichen Nutzflächen des Wheatbelts in Western Australia.
Statt auf einer kleineren Landstrasse fahren wir heute einen grossen Teil des Weges auf dem Great Northern HWY. Der Campground in Moora ist bestens ausgeschildert. Ein Empfangsbüro suchen wir allerdings vergebens. Online buchen oder telefonieren sind die Optionen. Ma greift zum Telefon, was sich als mittlere Katastrophe herausstellt. Die zuständige Mitarbeiterin erweist sich als sehr kompliziert, gerade was den Umgang mit internationalen Touristen, deren Namen und ihre Bezahlmöglichkeiten betrifft. Ausserdem rattert Ma’s Schweizer Telefontarif nur so durch. Als alles nicht klappt, werden wir zum Bezahlen an eine Tankstelle verwiesen. «Rasch, die machen gleich Feierabend»; Ma wird sichtlich nervös ob dieser Angelegenheit. Die Bedienung in der Tankstelle ist mit dem Anliegen auch überfordert. Als sich eine lange Schlange hinter Ma bildet, gibt die gute Frau auf und verweist Ma an das Büro des Shires. Jetzt sind es noch 3 Min., bis dieses Büro schliesst. Wir kurven einmal um den Pudding bis wir Punkt vier vor dem Büro stehen. Ma stürmt hinein und kommt 5 min. später mit der Bestätigung wieder heraus. Jetzt haben sie sogar noch Überminuten gemacht 😁
Wieder im Campground, geniessen wir die letzten Sonnenstrahlen. JoMa meinen zu spüren, dass es hier milder ist, als es in Coorow und Latham war. Als JoMa endlich auch am Kopfkissen horchen wollen, schläft der Campground schon tief und fest. Dabei ist es noch nicht sooo spät.
Morgen fahren wir nach Fremantle, zuerst das nun hoffentlich funktionierende Laptop von Ma aus der Reparatur abholen, danach noch etwas weiter zu einem RV Park in der Stadt.
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