Diese Nacht konnten wir nicht so ruhig schlafen. Ständig gingen neben uns Türen auf uns zu. Eine laotische Familie, die hier das anstehende Wochenende verbringt, schnattert die halbe Nacht hindurch. Und auch am Morgen sind sie bereits bei Sonnenaufgang wieder am Lachen und am Schnattern.
Die kleine örtliche Bücherei ist eher ein Café und Bar als Bücherei. Vergessene oder zurückgelassene Reiseführer sind der hauptsächliche Lesestoff. Ma schnappt sich ein älteres Exemplar aus 2008. Zu dieser Zeit war Don Det noch nicht elektrifiziert. Wir können uns nicht vorstellen, wie es früher gewesen sein mag. Nach Sonnenuntergang keine ausgelassene Stimmung mit atmosphärischer Beleuchtung, keine Musik aus den Lautsprechern, die zum Verweilen einlädt. Viele Restaurants wird es nicht gegeben haben, der Tourismus war auf einem anderen Niveau als er heute ist. Zu der Zeit war Laos bestimmt noch ein geheimnisvolles Land, das es noch zu entdecken galt.
Wir suchen uns einen ATM bzw. Cash Advance, da wir uns mit Bargeld ausstatten müssen. Noch haben wir ein paar USD in bar, die wir wechseln könnten, doch diese möchten wir uns für den Notfall aufsparen. In einer kleinen Wechselstube, die auch ATM Service anbietet, können wir die Transaktion tätigen. Der CHF wird hier nicht «gehandelt», USD ist die Ersatzwährung zum laotischen KIP. So beziehen wir USD von der Debitkarte und gegen eine Wechselgebühr von 6 % (!) bekommen wir KIP ausbezahlt. Unsere Bank diheime wird uns den USD in CHF umwechseln und uns am Ende vom Monat nochmals eine Gebühr in Rechnung stellen. Wir sind froh, dass wir so die Wirtschaft stärken 😉
Wir denken, dass es doch eine feine Sache ist, jeden Tag ein anderes Restaurant zu besuchen. So sitzen wir zum Zmorge mit Blick auf den Mekong in der Reggae Bar. Viele der Restaurants hier bieten Blick auf diese Wasserlandschaft mit ihren vielen kleinen Inseln, die oftmals nicht mehr als nur ein kleiner Sandhaufen oder ein grösserer Grasbüschel sind. Ab und zu kommt eine kleine erfrischende Windböe über den Fluss. Jos Schoss erscheint einem kleinen Büsi der richtige Platz für den Mittagsschlaf zu sein. In dieser trägen Stimmung arbeiten wir an unserem Tagwerk.
Um nicht ganz in der trägen Stimmung zu versinken, beschliessen wir, einen Spaziergang entlang des Mekong zu machen, um einer der vielen kleinen Beaches einen Besuch zu machen.
Die Sonne senkt sich langsam dem Horizont entgegen, gemütlich schlendern wir etwas auf dem Weg am Fluss entlang. Wir sehen kleinere und etwas grössere Sandbänke entlang des Ufers. Manche gehören zu Bars und Restaurants, deren Gäste sich dort am Flussufer träge in der Sonne räkeln. Wenn wir ehrlich sind, gefällt uns der Ausblick von unserem Zimmer aus besser…
Schon gestern hat Ma gewünscht, dass wir, solange wir hier in Don Det sind, einmal im SM Bristo essen gehen. Auf der Menukarte finden wir ein Swiss Raclette. «Vielleicht ist ja nicht gar so schlecht?» denkt sich Jo. «Lassen wir uns mal überraschen.» Bisher waren wir mit dem Essen hier in Don Det schon zufrieden. Mit Micha, einem der beiden Jungs, die das Bistro führen, kommen wir schnell ins Gespräch. Sein gutes Englisch hat einen leicht französischen Akzent. Er kommt aus der Schweiz aus einer kleinen Stadt im Jura. Weil unser Englisch besser als unser Französisch ist, unterhalten wir uns in Englisch. Komisch ist es schon für uns. Schliesslich sind wir alle drei Schweizer…
Die beiden haben das Restaurant erst vor 2 Wochen neu eröffnet. Vorher war es ein italienisches Restaurant, deren Inhaber schnelles Geld machen wollten. Doch das läuft hier etwas anders. Gäste bleiben oftmals für ein paar Stunden. Nach dem Essen machen sie es sich auf den Liegen bequem und lassen so die Zeit verstreichen. Tische werden nicht reserviert. First come, first serve, ist die Devise. Restaurants, Bars und Cafés sind hier noch Orte der Gemütlichkeit und des Verweilens.
Natürlich bestellen wir ein «Swiss Raclette». Schliesslich haben wir jetzt schon mehr als 2 Jahre auf diesen Genuss verzichten müssen. Dazu ein kaltes Plättli mit Trockenfleisch, Terrine und Pickles aus hiesigen Produkten und feinem Baguette aus einer Bäckerei in Pakse. Sogar die Raclettöfeli sind original. Es schmeckt absolut himmlisch!
Michael ist jetzt hier seit 5 Jahren, erst so als Singer, Songwriter in einigen Bars und Restaurants. Dann ergab sich vor kurzen die Möglichkeit, dieses Restaurant zu übernehmen. Er ist glücklich dieses Leben führen zu dürfen.
Zum Ende des Tages geniessen wir noch einen Absacker bei unseren Gastgebern. Neben uns sitzt ein junges deutschen Paar, mit dem wir leicht ins Gespräch kommen. Sie kommen aus Konstanz und sind gerade mit ihren Physikstudium fertig. Bevor sie im Januar in Schweden an einer kleineren Universität anfangen zu arbeiten, möchten sie noch etwas Wärme tanken und umherreisen.
Schreibe einen Kommentar