Höllenritt nach Oudomaxay

Veröffentlicht in: Asien, Laos | 1

Heute geht es für uns recht früh aus den Federn. Kaum sitzen wir um 7 Uhr im Café zum Zmorge, kommt unsere Landlady mit ihrem Motorroller angebraust. Sie weiss ja, dass wir den Bus nach Oudomaxay nehmen möchten. Der lange Torsten mit seinen gut 185 cm ist unter all den kleinen Laoten auch nicht gerade zu übersehen. So steht sie etwas peinlich berührt vor uns, um uns zu verständlich zu machen (sie spricht nur sehr wenig Englisch), dass vorgestern, als Jo die Zimmer bezahlte, ein Missverständnis vorgefallen ist. Schon die ganze Zeit kam es uns die Unterkunft ausgesprochen preiswert vor… Statt der wie gedacht beiden Zimmer, hat sie nur für ein Zimmer zwei Nächte abgerechnet. Keine Frage, anstandslos bezahlen wir nochmals denselben Betrag!

Da wir bis zur Abfahrt des Busses in einer Stunde noch genügend Zeit haben, bestellen wir im Restaurant, das gerade öffnet, ein Frühstück. Auch wenn wir die ersten und einzigen sind, lässt alles auf sich warten. Immerhin, Kaffee kommt schon mal. Torsten geht vorsichtshalber nochmals die paar Meter bis zur Busstation die Ecke rum. Als er wieder kommt, legt er unser Ticket auf den Tisch und meint, dass wir nun einrücken sollten. Der Bus steht zur Abfahrt bereit, der Busfahrer muss noch unser Gepäck oben auf dem Dach verstauen. So gibt’s für uns nur den Kafi zum Zmorge. Auf die Pancakes, die gerade fertig geworden sind, müssen wir leider verzichten. Immerhin wird uns auch nur der Kaffee in Rechnung gestellt.

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Man soll es kaum glauben, pünktlich wie es Schweizer Ührli startet der Motor und der Höllenritt nimmt an Fahrt auf. Schon als wir noch in der Stadt sind, merken wir, dass unser Fahrer wie ein Berserker fährt, gerade so, als wäre er von einer Tarantel gestochen. Wild, vor jeder Kurve hupend, rast der die Strassen entlang. Hätte er nicht eine unverhoffte Notbremsung gemacht, wäre ein unschuldiger Töffahrer über den Haufen gefahren worden. Die vorderen Ränge stöhnen auf.

 

Nach einem weiteren Halt kurz ausserhalb der Ortschaft ist der Bus nun voll besetzt. Auf einer Matte, ohne jeglichen Halt, sitzen schon 2 unerschrockene Frauen neben dem (Renn-)Fahrer. «Mehr geht nicht, voll ist eben voll», denkt sich Jo. Doch weit gefehlt: Bei einem weiteren Stopp werden kleine, rote Kunststoffschemel in den schmalen Mittelgang gestellt. Also geht da noch was… Genügsam hocken sich die weiteren Mitreisenden auf diese kleinen, wackeligen Schleudersitze. «Fehlen nur noch die 20 Hühner», meint Ma dazu. Doch die kommen Gott sein Dank nicht auch noch hinzu…

Ungefähr in der Mitte der «links-rechts-rauf-und-runter-Achterbahnfahrt» gibt’s nicht nur für dem Magen eine kleine Erholungspause.

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Wir kommen unserem Ziel immer näher. Um ein paar Mitfahrer aus- bzw. umsteigen zu lassen, hält unser Fahrer mitten in Oudomaxay. Umgestiegen wird in die Gegenrichtung, vermutlich in den Bus nach Luang Namtha, der gerade in der Busstation losgefahren ist. Wir sind verunsichert und fragen, wir ob auch wir hier aussteigen sollen. Dies wird lautstark verneint. Weiter geht die Fahrt, auch jetzt noch im halsbrecherischen Tempo. Ma schaut immer unsicherer und verwirrter auf ihren mobilen Routenplaner. Wir sind schon weit an unserem Zeil vorbei. Doch weder Busfahrer (er fährt weiter wie der Teufel), noch seine Beifahrerin, lassen sich von Ma’s Einwänden beeindrucken. Als endlich ins Busterminal eingebogen wird, sehen wir, dass es sich gut 6 km ausserhalb der Stadt befindet. Hier stehen zwar weitere Busse auf Passagieren wartend zur Weiterfahrt bereit, doch diese interessieren uns nicht. Wir drei müssen zurück in die Stadt! JoMa in ihre Unterkunft, Torsten zu seinem chinesischen Schnellzug, der ihn um 14 Uhr nach Luang Prabang bringen wird. Bis dahin ist noch etwas Zeit, aber auf den letzten Drücker zu kommen, ist nie gut.

Jetzt wird lauthals nach einen Tuk-Tuk für uns gesucht. Nach einer kurzen Verhandlung besteigen wir gemeinsam das Herbeigerufene. Mit dem Vater des jungen Fahrers, der die Preis- und Routen-Verhandlungen führt, wir werden uns schnell einig. Erst wird der Bahnhof für Torsten angefahren, später werden wir nach einer kleinen Runde bei unserer Unterkunft ausgeladen. Doch als wir losfahren, merkt Ma, dass sich die Route umgekehrt hat. Wie auch immer, Hauptsache wir kommen alle da an, wo wir hinmüssen. Zuerst sind wir dran, danach wird Torsten zur Bahnstation gefahren. Kaum sind wir vor unserer Unterkunft angekommen, muss es plötzlich schnell gehen. Der junge Fahrer wendet schon ungeduldig, als wir uns mit ein paar Umarmungen, warmen Worten zum Abschied und ein paar Abschiedsfotos von Torsten verabschieden. Torsten winkt noch kurz von der Sitzbank zu, dann ist er auch schon weg. Er wird uns fehlen!

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Während Torsten auf dem Weg zum Bahnhof ist, betreten wir unser trostloses Guesthouse. Bereits beim Buchen der «besten Unterkunft am Platz» war uns klar, dass dies kein Höhenflug werden wird. Doch trotz der Vorahnung, was uns erwartet, überkommt uns etwas Traurigkeit, als wir das Zimmer betreten. Ma hat grosse Mühe, so zu übernachten: Das Bett ist fleckig, grauweiss, das Zimmer schmutzig, in den Ecken, auf dem Schrank und im Bad liegt Abfall der früheren Gäste, das WC leckt, die Dusche scheint nicht zu funktionieren… Gut, dass wir nur eine Nacht verbringen. Oudomaxay ist keine Stadt, die uns faszinieren wird.

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Vor dem Zoom-Meeting mit den Jungs finden wir zwei Strassen weiter ein kleines Restaurant, in dem wir nur einen kleinen Happen zu uns nehmen. Für das Zoom finden wir in ein angenehmes Café mit guter Internetverbindung. Hier richten wir uns gemütlich ein. Als später so gegen 17 Uhr geputzt und aufgeräumt wird, ist es für uns das Zeichen, aufzubrechen. In einer nahegelegenen Bäckerei, in der Croissants und anderes süsses Backwerk angeboten wird, decken wir uns für das morgige Zmorge ein. Auch wenn es schon ein paar Stunden mit dem Happen zum Zmittag her ist, ist unser Hunger noch nicht so weit, dass er schon etwas Neues bräuchte. Zum Ausgehen verspüren wir keine Lust. Etwas Obst und Gemüse eines Strassenhändlers reichen für heute aus. Im Zimmer gehen wir noch etwas unseren Hausaufgaben nach.

Die nächste Ortschaft, die wir besuchen, heisst Luang Namtha. Von dort aus soll es interessante Trekkingtouren in die nahegelegene «National Bio-Diversity Conservation Area» geben.

 

 

 

 

 

  1. Torsten Schink

    Ja meine Lieben, das war wirklich ein schneller Abschied und ich bedaure sehr, dass ihr so wenig Glück mit der Unterkunft hattet. Zum Glück ging es ja am nächsten Tag nach Luang Namtah.

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