Es war eine freundlich schwüle Nacht. Ruhig und nicht zu kalt. Eher etwas zu warm für Jo, um tief und fest schlafen zu können.
Mit den ersten Sonnenstrahlen kommen auch schon die ersten Neugierigen, die das Tal, den Fluss und die Landschaft erkunden wollen.
Um besser wach zu werden nimmt Jo eine Katzenwäsche im Colorado River. Obwohl es erst kurz nach 9 Uhr ist, ist der beste Platz im Schatten neben Martha… Es ist ein sonniger Morgen, der Tag verspricht so weiterzugehen. Schon lassen sich einige Flussliebhaber stehend auf ihren SUP Boards den (meistens) gemächlich dahin fliessenden Colorado River hinabtreiben.
Nach Kafi und Zmorge starten wir los. Auf geht’s in den nördlichen Teil des Canyonlands, in die «Island in the Sky».
Die atmosphärischen Störungen haben sich etwas gelegt, sind aber noch am Horizont spürbar. Zu Beginn der heutigen Tour fahren wir denselben Weg wie noch vor 2 Tagen, als wir mit Hanno & Sigrid in den Arches Nationalpark gefahren sind. Als wir die Zufahrt von der Strasse aus sehen, sehen wir auch schon die lange Warteschlange dort vor dem Parkeingang (wir konnten morgens vor 7 Uhr ohne Warteschlange direkt durchfahren).
Man kann es sich kaum vorstellen, doch auch hier sind die Distanzen beträchtlich. Die Fahrt durch die «Island in the Sky» ist keine Rundfahrt, sondern wiederum eine Stichstrasse, ein hin und retour auf derselben Strasse. Ein Weg ist mehr als 50 Meilen (rund 80 km). In Windungen und Kurven geht es von 1’200 m auf 1’900 m hinauf. Auch wenn wir nicht die einzigen sind, die unterwegs sind, verteilt sich der Touristenstrom auf Wanderwegen und Mountain Bike Strecken.
An einem der vielen Aussichtspunkte sehen wir, wie sich vor einigen Jahrmillionen der urzeitliche Fluss in das Gestein eingegraben haben muss. Die nachfolgende Erosion aus Wind und Wasser hat über die Zeit eine einmalige Landschaft geschaffen. Wir bekommen eine ungefähre Vorstellung davon, wie es früher ausgesehen haben muss. So muss auch das Monument Valley entstanden sein. Vom Rand hier oben können wir tief hinab bis auf den Grund des Canyons schauen. Langsamfahrende Autos, die auf Schotterstrassen, wie den Shafer Trail, dahinrollen, kommen uns wie kleine Spielzeugautos vor. Die Dimensionen sind einfach überwältigend.
Als wir gegen Mittag am Parkplatz zum Grand View Point Overlook (am grossen Aussichtspunkt) ankommen fällt Jo ein Auto aus NL auf, das er schon letztes Jahr in Alaska oder Kanada gesehen hat. Yep. Wir sind nicht die ersten, die sie schon mal auf der Reise gesehen haben. Letztes Jahr waren sie für 6 Monate unterwegs, dieses Jahr für 4 Monate oder so. Sie haben einen Bauernhof, den nun einer ihrer Söhne weiterführt, solange sie auf Reise sind. Ihr Sohn, der den Hof in ihrer Abwesenheit weiterführt, möchte nach Ende der Reise der Eltern seinen Bruder in Kanada für ein paar Monate besuchen gehen. So wird der Familienhof immer von wem aus der Familie bewirtschaftet. Schön, dass es so etwas noch gibt…
Hier beginnt auch unsere Wanderung zum Grand View Overlook. Immer wieder gibt es andere Blickwinkel auf die Landschaft aus der vergangenen Zeit. Am View Point angekommen, gesellt sich auch direkt ein grosser Rabe irgendwo aus der Luft kommend zu uns, in der Hoffnung auf Essbares. Mutig hüpft er um uns herum. Ein kleines Streifenhörnchen ist noch neugieriger. Flink läuft und springt es um uns herum, immer näherkommend und mutiger. Mal auf Ma’s Schuhe, dann schnell zwischen den Beinen hindurch, ist es ständig auf der Suche nach Essbaren. Eine kleine Kokosraspel, die auf den Boden gefallen ist, scheint es ihm angetan zu haben…
Am Ende der Wanderung taucht wie aus dem Nichts eine wunderschöne «Kings Snake» aus einem kleinen Gebüsch auf und möchte sie sich über den breiten Weg hinweg schlängeln. Dann überlegt sie es sich doch anders und verkriecht sich zurück unter Büsche und einen Stein. Die King Snake gehört zu der Familie der Gopher Snakes und gehört zu den ungiftigen Schlangenarten.
Der Tag zieht sich dahin, so dass ein Besuch an einem weiteren Aussichtspunkt leider nicht mehr zu machen ist. Schliesslich sind es auch wieder einige Meilen die dafür zu fahren wären. Die Parkplätze, die vormals noch voll waren sind nun oftmals leer und verweist. Ma ist müde und hungrig. Da wir fast an Moab wieder vorbei kommen, nutzen wir die Möglichkeit, um uns im Sun Outdoors Campground rein zu schmuggeln und uns eine wohlig warme Dusche zu gönnen.
Da wir schon mal in Moab Downtown sind und Ma nicht wirklich den Drang verspürt, heute noch den Kochlöffel zu schwingen, gönnen wir uns ein Essen in der Moab Brewery. Hier schmeckt es besser, als gedacht. Auch hat es hier noch Platz um die Tische herum. In Zürich wären 3 mal mehr Tische auf derselben Fläche platziert worden….
In der Gelateria gleich nebenan, die heute geöffnet ist, schmeckt uns das Glacé in der untergehenden Sonne nochmals so gut. Nebenan im Supermarkt werden noch schnell Salat, Bananen und Milch eingekauft und schon geht’s ab die Post zurück zu unserem Campground am Colorado River.
Die Sonne ist schon hinter der Canyonwand verschwunden. So gehen wir alle schon relativ früh schlafen. Morgen ist ein langer Fahrtag. Höchste Priorität ist es, unser Datenvolumen aufzuladen. Ma hat genügend Arbeit bekommen…
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